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Weingut Holger Koch - Vogtsburg-Bickensohl - Baden

„Holger Koch ist ein Meister der leisen Töne.“ – Der Feinschmecker „Die 555 besten Weingüter in Deutschland 2024“

4 SterneEichelmann Deutschlands Weine 2024
4 FDer Feinschmecker „Die 555 besten Weingüter in Deutschland 2024“
4 Trauben – Gault&Millau Weinguide Deutschland 2023

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Winzer*in
Holger Koch
Region
Baden
Rebfläche
7,5 Hektar
Rebsorten
Spätburgunder, Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay
Beste Lagen
Halbuck, Steinfelsen und Eichbuck
Zusammenarbeit
seit 2006
Historie
Gegründet 1999 aus einem Genossenschaftsbetrieb.

„Wer den traditionelle Kaiserstühler Spätburgunder-Stil mit ganz auf Reife und Fülle setzenden Weinen liebt, wird mit den im Vergleich dazu schlank erscheinenden Koch’schen Weinen wenig anfangen können, wer sich im Geschmacksbild eher auf Burgund eingeschossen hat, dafür umso mehr.“Eichelmann Deutschlands Weine 2023

Holger Koch zählte lange Zeit zu den Geheimtipps der deutschen Burgunderszene – als Nicht-VDPler (keinerlei bundesweite Präsentationen nebst großangelegter Verkostungen in Sicht) mit recht übersichtlichen 7,5 Hektar Rebfläche und eher introvertiert (typisch badisch bescheiden) vermutlich nicht allzu verwunderlich –, man musste schon den Weg nach Bickensohl am Kaiserstuhl antreten, um, jenseits seiner Weine, mehr über diesen außerordentlich klugen Kopf zu erfahren. In seinen Anfangsjahren war er Praktikant bei Graf Neippberg (Canon la Gaffelière in St. Émilion ), später Kellermeister bei Franz Keller in Oberbergen. Kurz vor der Jahrtausendwende macht er sich selbständig, übernahm gemeinsam mit Ehefrau Gabriele den elterlichen Betrieb, der bis dahin (wie in der Region allgemein üblich) alle Trauben an die Genossenschaft ablieferte.

Holger erkannte schon früh das Potenzial der terrassieren Hochlagen, für die sich – der geringen Erträge und anstrengenden Bewirtschaftung wegen – seinerzeit niemand interessierte. Sie sind auch heute sein ganzes Kapital. Denn Holger schätzt einen Weinstil, der uns als Burgundliebhaber ganz entgegenkommt: Seine Weiß- wie Rotweine zeigen sich schlank und von Finesse geprägt. Leise Kunstwerke, voller Filigranität, und daher von Winzerkollegen wie Sommeliers gleichermaßen geschätzt. Er pflanzte damals ertragsschwache, extrem hochwertige, uralte Burgunderklon, die kleinbeerige und damit höchst aromatische Trauben hervorbringen. Denn die Aromendichte eines Weins steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Geschmack der Trauben am Rebstock!

Es hat sich viel getan in den letzten zwei Dekaden und niemandem, der sich mit dem Thema beschäftigt, wird entgangen sein, das die Preise für Weine aus Burgund – einerseits bedingt durch geradezu ertragsarme, homöopathisch kleine Frost- und Hageljahrgänge, andererseits von einer überbordenden Nachfrage befeuert – regelrecht explodiert sind. Zeitgleich ist das Selbstbewusstsein und Wissen der deutschen Betriebe sprungartig gestiegen, die klimatischen Veränderungen haben Weine ermöglicht, die zuvor kaum denkbar gewesen sind. So schreibt Der Feinschmecker in seinem Guide „Die 500 besten Winzer in Deutschland 2021“ über die Region: „Der von den burgundischen Rebsorten geprägte Leuchtturm des deutschen Weinbaus wirft mit den aktuellen Jahrgängen viel Licht in die Landschaft. Grandios – auch im internationalen Vergleich – Betriebe wie Ziereisen, Bernhard Huber oder Holger Koch.“

Das Burgund ist eben klimatisch wie geologisch nicht so weit entfernt vom Kaiserstuhl, man vergisst schnell, dass Baden nur knapp drei Autostunden von der Côte d‘Or (Burgund) entfernt liegt. Mit großer Freude vernahmen wir bei unserem letzten Besuch, dass Holgers Weine nun auch in Frankreich getrunken werden. Ein Sommelier aus Paris hatte die Weine für sich entdeckt, als er Ersatz für seine geliebten Pinot Noir aus Chambolle-Musigny, Gevrey-Chambertin und Co. suchte, da diese kaum noch für Weinkarten realistisch kalkulierbar waren. Für den Eichelmann „Weinführer Deutschland 2024“ nähern sich Holgers Weine der „deutschen Spitze“ an und beschreibt sein Schaffen so: „Wer den traditionelle Kaiserstühler Spätburgunder-Stil mit ganz auf Reife und Fülle setzenden Weinen liebt, wird mit den im Vergleich dazu schlank erscheinenden Koch’schen Weinen wenig anfangen können, wer sich im Geschmacksbild eher auf Burgund eingeschossen hat, dafür umso mehr.“

Aber lauschen wir doch am besten dem Meister selbst:
„Ich versuche, authentische, harmonische, lebendige Weine zu machen. Meine leicht erhöht liegenden Weingärten (300 bis 380 Meter, Lössboden auf Vulkangestein) in Bickensohl profitieren nämlich nicht nur von den vielen Sonnentagen, sondern auch von kühlen Nächten, denn hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind ideal zur Herausbildung komplexer Aromen. Daher ist das Bickensohler Terroir bestens geeignet, meine Vision von mineralischen Weiß- und Rotweinen in die Realität umsetzen zu können, die einen samtigen, kraftvollen Körper mit vielschichtiger, finessenreicher, feiner Frucht verbinden. Entscheidend ist immer die handwerkliche Arbeit im Weinberg. Sorgfältig, naturnah, nachhaltig. Wir müssen das Erbe für unsere Kinder schützen und bewahren.“

„Nachhaltige Aromen statt lauter, protziger Verkostungsweine“ lobt der Gault&Millau die feinsinnigen Rot- und Weißweine von Holger Koch, die in ihrer edlen Stilistik und Terroirprägung den Vorstellungen von einem großen Pinot Noir und grandiosen Weiß- und Grauburgundern so nahekommen, dass sie von der Seele ihrer Heimat zu erzählen vermögen! Und Parker-Verkoster Stephan Reinhardt trifft den Nagel auf den Kopf: „Holger Koch und seine Frau Gabriele bevorzugen einen erfrischenden und finessenreichen, eleganten Stil beim Pinot Noir. Tatsächlich ist der Stil ihrer Weine sehr französisch: pur, präzise und elegant, mit einem reduzierten Fruchtaroma in der Nase und am Gaumen, dafür geprägt von Intensität, Nachhaltigkeit und Frische.“

Gut 20 Jahre nach seinem ersten Jahrgang wäre es ein Leichtes, den Winzer Holger Koch in die Schublade „Establishment“ zu packen. Es wäre allerdings genauso falsch. Wohl ist es so, dass er mittlerweile „angekommen“ zu sein scheint, seine innere Balance gefunden hat. Allerdings kann man ihm kaum vorwerfen, einen bequemen Weg eingeschlagen zu haben. Everything but! Wir kennen nur sehr wenige Winzer, die ihr eigenes Tun ständig derart hinterfragen, dabei ständig mit sich ringen!

Er weiß welchen Stil er anstrebt, findet dafür immer wieder neue Methoden und teils auch Rebsorten oder Klone: Die Güte der Lagen wird anhand der Höhe der Terrassenlagen festgesetzt, seine weißen Burgundersorten, zu denen sich seit wenigen Jahren nun auch Chardonnay gesellt (mit großem Erfolg, denn die Rebsorte meistert die klimatischen Herausforderungen), verschneidet der Winzer mit Fässern, die Maischegärung durchliefen, um diese so zu strukturieren und selbst in heißen Jahrgängen Frische zu verleihen (Der Feinschmecker: „Die Weißen sind nie behäbig, sondern durch die Säure, die bewusst gepflegt wird, leichtfüßig und elegant“). Sein kleines Reich, überaus effizient und praktisch angelegt, erinnert an eine kleine Garage, die wenigen Rotweintanks, die er vor der Abfüllung verwendet (zuvor reifen die Weine in burgundischen Fässern, zum Teil auch in größeren Gebinden), kann man an einer Hand abzählen. Der völlig überstrapazierte Begriff „Manufaktuware“ – hier trifft hier tatsächlich zu!

Holger Koch macht sich über seine Vermarktung „keinen Kopf“, Eigenwerbung samt Selbstinszenierung über soziale Medien würde man ihm ohnehin kaum abkaufen. Und anstatt seine Weine preislich in höheren Sphären zu positionieren, versucht er diese lieber für seine Fans erschwinglich zu halten. Er weiß, dass er guten Wein im Keller hat, er weiß, dass er, würde sein Weingut größer werden, diesen Wein nicht mehr selbst erzeugen könnte. Und er weiß, dass er eine treue Kundschaft gefunden hat, denn sie folgt ihm seit vielen Jahren. Gutes Handwerk zahlt sich aus – hier ist’s Realität! Zumal bei seinen Weinen von 2022, einem Jahrgang, den er ohne Umschweife mit „viel Sonne – wenig Regen, aber noch gerade genug“ charakterisiert. Auch seine detaillierteren Angaben lesen sich erfreulich nüchtern, nach einem schon sehr warmen und extrem trockenen Mai mit früher Rebblüte ab Mitte des Monats und „erfreulich gutem Regen“ im Juni, einem einzigen Regentag im Juli, einem kleinen Gewitter Ende August und früher Ernte bei moderaten Temperaturen (30. August bis 20. September – „gute Säure“!) heißt es dann „volle Fässer, eine gute Ernte“ und „dichte, schmelzige Weine, bei schöner Frische und moderatem Alkohol“ – ach Holger, wir lieben Dein Understatement!

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