Holger Koch
Chardonnay „Reserve“ 2024

Wenn man einen Reserve-Wein füllt, hat man gegenüber einem klassischen Lagenwein einen unbestreitbaren Vorteil: Man kann im Laufe der Jahre verschiedene Lagen oder Parzellen ausprobieren und sich immer wieder für das entscheiden, was man für das Beste hält. So auch bei Holger Koch, dessen „Réserve“ sich mit der Zeit immer weiterentwickelt hat. Für den ersten Jahrgang 2020 wählte er das beste Fass seines Chardonnay ***. Für 2021 verwendete er die kleinbeerigen Trauben aus dem hochgelegenen, kühlen Gewann „Mistgraben“ im Bickensohler Herrenstück. Im Jahr 2020 nutzte er erstmals den „Jungfernertrag“ einer Junganlage im dritten Standjahr, deren Reben nur zwei bis drei Trauben pro Stock trugen. Kleine, besonders konzentriert schmeckende Beeren aus der sogenannten „Ergerle“ auf Ihringer Gemarkung. Für seine 2024er-Réserve hat er nun auf die Parzelle „Treffeisen“ zurückgegriffen, auf der seine ältesten Chardonnay-Reben (20+ Jahre), die aus Puligny-Montrachet stammen und „mischbeerige“ Trauben mit kleinen und großen Beeren ervorbringen, stehen. Holger hat den Wein in einem neuen 600-Liter-Fass spontan vergoren, die malolaktische Gärung durchlaufen lassen und den Wein zehn Monate ohne Schwefelung auf der Vollhefe gelassen. Der Anteil der maischevergorenen Trauben liegt – wie im Vorjahr – wieder 20 %!

Der Chardonnay präsentiert sich leicht golden mit einem feinen Duft nach Blüten, Mandarinen, Zitrusabrieb, Birne und Apfelspalten, etwas Pfirsich, dazu Wollwachs und ein wenig Hefetrub, cremigen Noten und feinste Holzwürze, bei der man nie und nimmer auf die Idee käme, dass hier neues Holz Verwendung gefunden habe. Dazu reife grüne Noten wie Melonen- und Ananasschale, etwas Mandel und gemahlener Kalk. Am Gaumen äußert sich der Holzeinsatz in vollkommener Eleganz, das (vermutlich) stilistische Vorbild eines modernen (!) „Bourgogne Blancs“ könnte neidisch werden! Vanille in zarter Ausprägung ist ein Teil dieser Signatur, das salzig-leichtfüßige Finale der andere. Zusammen lassen den subtilen Verdacht aufkommen lässt, dass die französischen Meister eventuell sogar schon überflügelt wurden. Der Wein wirkt reif, aber hell, zitrisch, leicht herb, pikant und anregend eindringlich. Auch der Anteil von 20 % Maischegärung ist nicht dominierend, sondern fügt sich in das Gesamtbild ein und sorgt für eine beeindruckend feine, phenolisch „auf die Stirn geküsste“ Struktur und Textur. Die Säure ist bis ins lange Finale präsent, wo sie auf salzige Komponenten trifft und lange nachhallt! Nicht nur in dieser Preisklasse schlicht umwerfend!