Holger Koch
Grauburgunder „Steinfelsen“ (Edition Pinard de Picard) 2024

Wahrscheinlich lässt sich anhand der Rebsorte Grauburgunder die besondere Geschichte von Holger Koch am besten erzählen und verstehen. Der Grauburgunder ist am Kaiserstuhl, der Heimat des überaus sympathischen Winzers, über viele Jahrzehnte die Paradesorte gewesen. Auf den warmen Terrassen reifte er bestens, die Alkoholgradationen waren teils immens, die Säure eher mau, wenn am Schluss ein paar Gramm Restzucker übrig blieben, war es nicht schlimm – dann hieß der Wein Ruländer und war komplett etwas für Powerfans. Als Holger Koch das Familienweingut vor über 25 Jahren übernahm – seine Eltern hatten die Trauben zuvor stets bei der Winzergenossenschaft abgeliefert – hatte er nicht nur Erfahrung bei Topgütern wie dem Schwarzen Adler von Franz Keller in Oberbergen gesammelt, er hatte auch die Idee, viele Dinge anders zu machen, als es am Kaiserstuhl üblich war. Das puristisch gehaltene neue Wirtschaftsgebäude gab bereits einen entsprechenden optischen Eindruck, die Weine bestätigten diesen: Holger Koch keltert seit seinen Anfängen auf dem nur etwa acht Hektar großen Weingut betont elegante und schlanke Weine. Die gerade einmal zwölf Volumenprozent Alkohol, mit denen er seinen Grauburgunder „Steinfelsen“ ins Rennen schickt, sind deshalb nur logisch. Nur zur Einordnung: Früher waren bei Grauburgundern 14,5 Volumenprozent Standard, heute geht nur wenig unter 13,5 oder 13 Prozent. Die Richtung bei Koch ist jedoch klar: Eleganz vor Wucht, es zählen Feinheit und Mineralität. Wir lieben das und können Finesse-Fans speziell die Grauburgunder-Edition Pinard de Picard empfehlen, bei der wir rechtzeitig in die Fässer reinschmecken dürfen. Die Grauburgundertrauben stammen aus einer kühlen und windigen Westlage mit dem schönen Namen „Amerika“ – und ja, kühl und windig sind am heißen Kaiserstuhl mit seinen Löss- und Lehmböden und seinem Vulkangestein mittlerweile positive Eigenschaften! Nach der Handlese und einer schonenden Pressung erfolgen Vergärung und Ausbau auf der Vollhefe in Holzfässern, die zwischen 500 und 1200 Litern fassen. Ein sehr kleiner Teil der Charge wird übrigens maischevergoren, was zu mehr Schub beiträgt. Der Wein duftet wunderbar frisch und delikat nach grünem Apfel, Birne, etwas Grapefruitzeste und zartem Rauch. Am Gaumen dann eine betont schlanke Anmutung mit lebendiger Säure und zitrischer Frische, der grüne Apfel ist wieder dabei, dahinter eine delikat-würzige Mineralität. Bei aller Eleganz hat der „Steinfelsen“ eine gute Spannung und schönen Druck sowie eine gute Länge – das ist die ganz feine Klinge vom Kaiserstuhl.