Neu bei Pinard!
Fabien Dupperays jüngster Wurf definiert die Loire neu
„Die Gesundheit des Bodens bestimmt die Gesundheit unserer Weinreben; aus unseren Reben gedeihen Trauben, die in unseren Weinen die Mineralität unserer Böden und den Charakter unserer Sancerre-Weine zum Ausdruck bringen.“ – Gilles Guillerault und Sébastien Fargette
Winzer*in |
Gilles Guillerault und Sébastien Fargette
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Region |
Loire
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Rebfläche |
ca. 19 Hektar
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Rebsorten |
Sauvignon Blanc, Pinot Noir
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Zusammenarbeit |
seit 2025
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Man muss die Dinge hinter ihrer Fassade betrachten
Fabien Duperray, der schillernde Inhaber der Domaine Jules Desjourneys aus dem Beaujolais und Mâconnais, ist ohne Zweifel eine Schlüsselfigur im Burgund. Früh begann er seine Karriere als Sommelier, übte sich als Weinagent und prägte den Weinhandel, insbesondere in Paris sowie im internationalen Importgeschäft, wie nur wenige Persönlichkeiten, bevor er sich der Königsdisziplin widmete und seine eigenen Weine vinifizierte. Als Weinmakler (courtier) erkannte er lange Zeit vor vielen anderen die Hauptakteure der nächsten Generation im Burgund, vertrieb nicht nur deren Weine, sondern war ihr „Sparringspartner“ und berät einige von ihnen bis heute – „der letzte Schliff“ gewissermaßen. Die Erfolgsgeschichte von Weingütern wie der Domaine Arnaud Ente in Meursault, Jean-Yves Bizot, Coche-Dury oder Bernand Bonin kann man, wollte man ihr wirklich gerecht werden, nicht ohne Dupperay erzählen. Ganz ohne Übertreibung: Dupperay ist eine Art Königsmacher – zumindest was das „Weinherzogtum“ betrifft. Mittlerweile widmet er sich nahezu ausschließlich seiner eigenen Domaine im Beaujolais, um zu beweisen, dass Weine aus dem Beaujolais solchen von den berühmtesten Terroirs der Côte d’Or ebenbürtig sind. Eine Sisyphos-Aufgabe, doch wer wäre besser geeignet sich dieser zu stellen als jemand vom Schlage Dupperays? Mit seiner recht beispiellosen Detailarbeit im Weinberg, den ausgeklügelten Vinifikationen, dem Einsatz von Glasballons statt Holzfässern und strikter Parzellenselektion, hat er ganz eindeutig neue Standards gesetzt und die traditionellen Hierarchien der Burgunderwelt infrage gestellt. Rastlos und fröhlich ikonoklastisch bringt er überlieferte Weltbilder ins Wanken und formt die „Wein-Zukunft“ nach seinen Vorstellungen.
Fabien Dupperay ist niemand, der den Erfolg im Kommerziellen suchte und sich mit Erreichtem zufriedengäbe; er mag es gern anspruchsvoll, qualitativ wie auch im konzeptionell. Seine große Leidenschaft ist – neben dem Wein – die Kunst, und wer schon einmal über den einen oder anderen seiner Weine und deren Namen („Pataphysique“, „Noli me tangere“ …) gestolpert ist, dürfte eine gewisse Vorstellung davon haben, inwieweit dieses Feld ihn antreibt und täglich inspiriert. Hinter jedem Wein steckt eine Lebensweisheit, ein spezieller Vorwurf (im Sinne eines Gegenstands künstlerischer Bearbeitung), ein kleines (oder größeres) Geheimnis, das über die bloße Herkunft eines Weins weit hinausgeht. Dupperay ist jemand, der sich bewusst oberflächlicher Betrachtung entzieht, dessen Konzeptionen immer auch als eine Art Kommentar zu den (erfolgreichen) Weinen anderer entschlüsselt werden wollen.
Dupperays Interpretation des großen Terroirs der Loire: Sancerre
Wenn Sie bis jetzt noch nicht ausgestiegen sind, dann liegen sie mit unseren jüngsten Neuzugang vermutlich genau richtig. Denn hier entstehen Weine, die vom aktuell dominierenden Bild des Sancerres wie unberührt wirken und einen ganz eigenen Ansatz verfolgen. Ihren Reiz erhalten diese durch den Vergleich und den daraus resultierenden Denkanstoß. Ein Weingut für alle, die meinen diese Region bereits gut zu kennen! Unser Neuzugang wird maßgeblich von Monsieur Dupperay beraten, der mit dieser Domaine und ihrem Terroir einen ungeschliffenen Diamanten entdeckt hatte. Den gemeinsamen Anknüpfungspunkt lieferte der Umstand, dass Gilles Guillerault und Sébastien Fargette rund zwei Hektar in Dupperays Heimat, dem Beaujolais, bewirtschafteten. Sie haben dort nicht etwa Gamay oder Chardonnay angepflanzt, sondern Viognier (!), die im Condrieu (an der Rhône also) beheimatete Rebsorte. Zudem hatte Sébastien Ende der 1990er mehrere Jahre im Beaujolais unter anderem bei den Ikonen Marcel Lapierre und Jean Foillard verbracht.
Die Domaine Guillerault-Fargette befindet sich in Crézancy, etwa zehn Kilometer von Sancerre entfernt in einem alten Weingut aus dem 18. Jahrhundert, wurde allerdings erst Anfang der 1970er-Jahre von Jacques und Gevieve-Guillerault gegründet. Seit Mitte der 1990er-Jahre kümmert sich ihr Sohn Gilles um das Weingut und wird von Sébastian, seinem Schwager, unterstützt. Der Fokus des rund 19 Hektar umfassenden Weinguts liegt auf nachhaltiger Bewirtschaftung. Die Grundlage der Domaine sind die berühmten „terres blanches“ (kalkhaltige Mergelböden des Kimmeridgiums) im westlichen Hügelland, die kalkhaltigen, aber steinigen „caillottes“ sowie die lehm- und kieselhaltigen Böden im Osten der Appellation, die zu mehr als drei Vierteln mit Sauvignon Blanc bepflanzt (bei Guillerault-Fargette sind es denn auch 70 %), im Zuge klimatischer Veränderungen aber immer mehr exzellenten Pinot Noir begünstigen. Basis der Bewirtschaftung auf Guillerault-Fargette sind penibel gepflegte, natürlich begrünte Weinberge mit vielen Wildpflanzen, deren Bewuchs im Jahreslauf je nach Bedarf der Reben gesteuert wird. Mit dem Jahrgang 2019 begann die Umstellung auf Bio-Anbau; die Zertifizierung soll mit dem Jahrgang 2022 Realität werden. Außer Kupfer und Schwefel kommen keinerlei „Zusatzstoffe“ zum Einsatz, auf Herbizide, Pestizide und Insektizide wird verzichtet.
Weine, die die Vorstellung von einer Region erweitern
Sancerre ist weltweit ein Inbegriff für mineralisch geprägten Sauvignon Blanc geworden, eine echte Marke. Doch muss sich die Vorzeigeregion heutzutage nach wie vor behaupten. Dafür braucht sie für Dupperay ein klares Profil und die Betonung der ursprünglichen Stärke: das exzellente Terroir. Um dies herauszuarbeiten, geht man keine Kompromisse ein. Die Vinifikation ihrer ältesten, 1972 gepflanzten Parzelle, eine hervorragende sélection massale des Vaters, findet beispielsweise in eiförmigen Betontanks statt. Sie folgt Dupperays Liebe zum Wandel und dem Abwerfen sinnentleert gewordener Traditionen. Auf Holz wird hier verzichtet, da das Traubenmaterial heutzutage viel schneller ausreift und kein Holz mehr zur Unterstützung für Körper und Struktur benötigt, folglich möglichst neutral ausgebaut werden muss; ein Ansatz den Dupperay auch mit seinen Weinen im Beaujolais verfolgt. Die lehm-kalkhaltigen Böden bringen vollmundige Weine hervor, die etwas Zeit benötigen, um ihre komplexen Aromen zu entwickeln. Auf den „Caillottes“ und „Griottes“ bringt der Sauvignon fruchtbetontere Weine hervor, die schon in ihrer Jugend sehr zugänglich sind. Die Pinot Noir-Reben werden auf lehm- und kalkhaltigen Böden angebaut und erzeugen einen ganz eigenen Typus Pinot Noir, den man so niemals im Burgund kopieren könnte. Damit wird etwas höchst eigenständiges und erhaltenswertes geschaffen – und das genau ist der Ansatz Von Fabien Dupperay im Sancerre!