Guillerault-Fargette
„Alpha-Oméga“ Sancerre, blanc 2022

Gilles Guillerault und Sébastien Fargette sind die beiden Talente, auf die Fabien Dupperay im Sancerre setzt. Dupperay, einst Sommelier, später Händler und Agent in Paris für die schillerndsten Betriebe Burgunds und Toplieferant der illustren Sternegastronomie der Hauptstadt, kümmert sich heute überwiegend um seine Domaine Jules Desjourneys im Beaujolais. Doch wenn ihn die Faszination packt, es ihm unter den Nägeln brennt, fördert er Talente, die er als ungeschliffene Rohdiamanten erkennt. Der letzte Feinschliff ist laut eigenen Aussagen seine Tätigkeit. Die Domaine Guilleraut-Fargette ist genau ein solches Projekt, dem sich der „Köngismacher“ des Burgunds verschrieben hat. 1995 übernahm Gilles die elterliche Domaine in Crézancy, einen Steinwurf von Sancerre entfernt. Auf den 19 Hektar Rebfläche finden sich die drei wichtigen Bodenformationen der Appellation: die „terres blanches“, kalkhaltige Mergelböden, auch Kimmeridges genannt, die kalkhaltigen, aber steinigen „caillottes“ sowie lehm- und kieselhaltige Böden. Die Sauvignon-Blanc-Trauben für ihren Gutswein pressen Gilles und Sébastien direkt ab und bauen ihn dann neutral im Stahltank aus. Eine Partie geht auch in Betoneier, die ebenfalls neutraler als Holz sind, aber eine leichte Mikrooxidation erlauben.

Schon das Bouquet dieses glasklaren und nur leicht hellgold, fast grünlich schimmernden Sancerres nimmt vorweg, was sich am Gaumen abspielt. Das ist ein höchst puristischer Weißwein, völlig unberührt von den lautmalerischen Ideen mancher Sauvignon Blancs, die entweder exotisch nach Passionsfrucht schmecken oder grasig grün sind. So zeigt sich der Wein mit viel Potenzial, allerdings zunächst fast zugenagelt im Glas, riecht etwas nach nasser Kreide und Wachs. Erst mit Luft klingen Anzeichen an Frucht an: weiße Johannesbeeren, ein Hauch Stachelbeere und Minze sowie Zitronenmelisse und Wacholder. Das ist so etwas wie eine reduzierte Interpretation eines Mojitos! Diesen Purismus im Glas zu erzielen ist besonders schwer, denn er rührt nicht von früher Lese. So besitzt der Wein mit 13,5 Vol. % erkennbar physiologisches Traubenmaterial und Substanz, die von niedrigen Erträgen herrührt. Am Gaumen blüht der Sancerre daher dann auch auf, wirkt ultrafein und seidig in seiner Haptik. Ein Hauch Nashi-Birnen, Limettensaft und Kreide zeigen sich hier. Die Aromatik ist brillant, der Wein druckvoll und doch hallt er ewig nach und bleibt erfrischend am Gaumen haften, zeichnet dabei ein harmonisches Bild. Das ist höchst anspruchsvoll und eigenständig, denn es zerlegt den Mythos des Sauvignon Blancs als Bukettrebsorte, die sich durch ihren blumig-grasigen Duft definiert, anstatt das Terroir sprechen zu lassen.

Beim Alpha-Omega wird der Bogen der kleinsten Parzellen zum großen Ganzen gespannt, dem Fußabdruck des Weinguts. Ein eindrucksvolles Panorama der Landschaft Sancerres zaubern Gilles und Sébastien hier ins Glas!