Clos Saint-Jean - Châteauneuf-du-Pape - Südliche Rhône

Châteauneuf-du-Pape ist vielleicht der Ort auf Erden, an dem die größte Zahl von Weltklassegütern ansässig ist. Diese vinifizieren charaktervolle, körperreiche, mächtige Rotweine, die ihres authentischen, aber auch jeweils höchst unterschiedlichen Stilis wegen bei Weinliebhabern einen legendären Ruf besitzen. Der Shooting-Star unter diesen Domainen mit magischem Klang ist das 47 Hektar große domaine Clos Saint-Jean, dessen Weine mit höchsten Punktwertungen von Fachjournalisten gefeiert werden. Wie konnte sich ein bis vor wenigen Jahren in Deutschland noch gänzlich unbekanntes Gut auf einmal in qualitativ derart stratosphärische Regionen katapultieren?

Nun, zum einen besitzt die Domaine uralte Rebparzellen (1902 angepflanzt) in einer Lage, die zu den legendärsten von Châteauneuf- du-Pape gehört: „Le Crau“. Von den berühmten Grenache-Reben dieses Terroirs stammen beispielsweise auch die Trauben für Pégaus Super-Cuvée „Da Capo“. Zudem kam hier der berühmte und in der Region hoch angesehene Önologe Philippe Cambie († 2021) ins Spiel („einer der einflussreichsten Weinmacher im südlichen Rhônetal“ – Vinum), der über viele Jahre für „unsere“ großartigen Domainen Clos du Caillou, Saint Préfert, Vieux Donjon und Les Cailloux beratend tätig war und die Brüder Vincent und Pascal Maurel, die mittlerweile voller Ehrgeiz das Traditionsgut übernommen hatten (die fünfte Generation, Valentin, Hugo und Claire Maurel, steht bereits in den Startlöchern!), unter seine Fittiche nahm. Gemeinsam revolutionierte man quasi die Arbeit im Weinberg, senkte die Erträge deutlich, erntet jetzt, bei voller physiologischer Reife, sehr spät und sehr selektiv und verbesserte drastisch die Vinifizierung. Das Resultat: Den Brüdern Maurel gelingt Jahr für Jahr ein regelrechtes Husarenstück: sensationelle Qualitäten zu unschlagbar günstigem Preis in einem Stil, der mit seiner Betonung der sinnlichen Frucht eine Zwischenstellung zwischen der vielzitierten Tradition und Moderne einnimmt!

Wir wünschen Ihnen nun viel Freude und ein langanhaltendes Vergnügen mit den berührenden Weinmonumenten der aktuellen Kollektion, die echte Highlights aus dem Jahrgang 2023 beinhaltet. Auch wenn es nicht ganz auf der Höhe der Traum-Vintages 2019, 2016 oder 2015 ist, bietet es doch, so Rhône-Experte Jeb Dunnuck, „viel unmittelbaren Reiz und Charme“, wobei er bei vielen Weinen (die der Maurel-Brüder freilich ausgenommen) eine gewisse „Vollmundigkeit“, Konzentration und entsprechend mächtige Tannine vermisst, die, vermutet er, bei einem Gros der Winzer der Appellation mittlerweile – möglicherweise aus marktwirtschaftlichen Gründen – einer „immediate drinkability“ zum Opfer gefallen sind. Er konstatiert einen offensichtlichen Wandel: „Es ist wesentlich einfacher, früh zu ernten, schonende Extraktionsverfahren anzuwenden, in modischen Behältern zu reifen und die Sprache der Finesse und Eleganz zu sprechen, als Risiken einzugehen, um Konzentration und Struktur zu erreichen. Die Frage ist, ob dies eine Weiterentwicklung des Stils oder einen Rückzug von Ambitionen darstellt. … Die großen Châteauneufs der Vergangenheit – und der Gegenwart, wenn die Winzer bereit sind, sich ins Zeug zu legen [Anm. d. Redaktion: Maurel!] – bieten etwas mehr: Tiefe, Komplexität, Struktur und die Fähigkeit, sich über Jahrzehnte hinweg zu entwickeln. Sie sind vielleicht nicht sofort charmant oder Sommelier-freundlich, aber sie belohnen Geduld und besitzen echte Substanz. Ob der moderne, ultra-verfeinerte, technische Stil ebenso elegant altern wird, bleibt abzuwarten.“

Abwarten und Clos Saint-Jean trinken! Denn wir sind von den extrem eleganten und unbedingt auch klassischen Roten, die wir den Weinen aus extrem konzentrierten Kraftjahrgängen vorziehen, wieder einmal (und wie so oft) hingerissen, zumal, wie im Fall Maurel, die Spitzen-Châteauneufs von Winzern stammen, die zugunsten der Qualität rigoros auf Mengen verzichten. Clos Saint-Jean – ein strahlender Fixstern am Weinhimmel von Châteauneuf-du-Pape!