Clos Saint-Jean
„Sine Fine“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2023

Die Geschichte des Weinguts Clos Saint-Jean begann im Jahre 1900 mit Edmond Tacussel. Sein großes Vermächtnis, sind die Rebstöcke, die er damals pflanzte, denn viele davon sind heute noch gesund und liefern die Trauben für die regelmäßig mit Preisen dekorierten Weine des Weinguts. Für diese im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnete“ Entwicklung des Hauses sind Edmonds Urenkel, Pascal und Vincent Maurel, verantwortlich. Sie brachten ihren ersten Jahrgang 2003 gemeinsam auf den Markt und haben seitdem das Weingut konsequent in die Ligue 1 des Châteauneuf-du-Pape entwickelt. Besonders mit ihren drei Spitzenweinen mit Kult-Charakter, den beiden Cuvées „Combe des Fous“ und „Deus ex Machina“ sowie dem sortenreinen Grenache „Sanctus Sanctorum“, haben sie den hervorragenden Ruf von Clos Saint-Jean zementiert. Mit der neuen Cuvée „Sine Fine“ könnte da nun ein Kultwein in spe dazugekommen sein. Zumal er eine Art Zeitenwende einleitet, denn mit diesem Wein im Portfolio beginnt die Übergabe an die nachfolgende Generation, an Valentin, Hugo und Claire. Für diesen Fortbestand der Familientradition ist der Name des Weins ein wunderbares Sinnbild, denn das lateinische „sine fine“ lässt sich mit „endlos“ oder „fortbestehend“ übersetzen. Mit der Cuvée gelingt der Familie eine Art Châteauneuf-du-Pape-Update, eine modernisierte Form des Geschmackbilds, in welchem sich die klassischen Attribute finden, das aber bezaubernd frisch und leicht erschließbar – trotz dem recht hohem Alkoholgehalt. Die Trauben stammen zumeist aus der etwas kühleren und höher gelegenen Plateau-Lage „Pied Redon“. Nach der selektiven Handlese werden die Trauben entrappt, dann behutsam gepresst und im aromaneutralen Beton ausgebaut, um der Terroir-Aromatik und vor allem der Frucht unverfälschte Entfaltung zu ermöglichen. Schon mit dem Eingießen des Weins beginnt eine Genusserfahrung, von der man sich schon am Anfang wünscht, sie möge nicht zu Ende gehen.

Das granatrote Elixier scheint langsamer ins Glas zu fließen als üblich, als würde die Zeit selbst kurz anhalten und zuschauen, wie sich der Wein in seinem vollen Granatrot ins Glas legt. Die entströmenden Aromen verlieren allerdings keine Zeit und fluten die Nase direkt mit einem Strom roter Beeren, Kirschkompott und frischer Pflaume. Das Ganze begleitet von einer vornehm wirkenden mineralischen Kühle, wobei die die leicht jodig-metallische Note, der Röstaromen von Sauerteigbrot und Kaffee folgen, für eine energetische Binnenspannung sorgt. Am Gaumen breitet sich der Wein aus wie zuvor im Glas: intensiv, voll und tiefgründig. Die feinen Säurespitze von roter und schwarzer Johannisbeere bringen Leichtigkeit und Frische in den roten Aromenteppich. Auf diesem beginnt nun ein nicht enden wollendes Schaulaufen der Aromen. Mit jedem Schluck offenbaren sich über einen langen Zeitraum immer wieder neue Nuancen, verharren kurz, winken in die Kameras und ziehen weiter. Auf rote Fruchtaromen, erst Beeren dann Steinobst, folgen Gewürze und Kräuter, dann erdige Töne und Pilznoten, vielschichtige Tannine und kantig-mineralische Eindrücke. Auch die Textur des Weins ist faszinierend, immer wieder erwischen wir uns dabei, dass wir einen Schluck versonnen kauen. Ein grandioses Weinerlebnis, das bei aller Vielschichtigkeit und Komplexität nie anstrengend oder schwierig wirkt. Ein Wein, der dazu einlädt, im möglicherweise chaotischen Strudel des Alltags innezuhalten und zu reflektieren, auf was es denn eigentlich wirklich ankommt. Vielleicht bringt dieser Wein die Erkenntnis, vielleicht bringt er eine zündende Idee zur Neuordnung des restlichen Lebens – und wenn nicht, dann verhilft er ganz sicher zu wunderbaren Genussmomenten. Die ergeben sich mit dem „Sine Fine“, ob solistisch oder als Begleiter zu Steak mit Kräuterkruste, Trüffel-Risotto, Lamm mit Grillgemüse oder zu einem gateau au chocolat, gekrönt von einer Prise fleur de sel genossen, quasi zwangsläufig.