Moric
„G“ Görbe – Tokaj Furmint, weiß 2023

„G“ wie großartig griffiges Fruchtspiel

95/100 – Falstaff

„G“ ist der zweite der neuen Einzellagen-Furmints von Roland Velich. Der einsame Buchstabe im Namen bezieht sich auf „Görbe“, einen historisch als Erste Lage klassifizierten Weinberg, der erstmals 1644 urkundlich erwähnt wurde. Tokaj war die erste Weinregion der Welt mit einem offiziellen Lagenklassifikationssystem – eineinhalb Jahrhunderte vor Bordeaux. In den 1730er-Jahren dokumentierte der Historiker Mátyás Bél die Klassifikation von 173 Weinbergen, eingeteilt in erste, zweite und dritte Lagen. Görbe ist ein südexponierter Hang auf 180–200 Metern Seehöhe, gelegen im Ort Tállya, etwa 20 Minuten nordwestlich des Tokajer Zentrums. Der Weinberg ist mit alten Reben bepflanzt – die jüngsten stammen aus den 1970er-Jahren, die ältesten sind über 100 Jahre alt. Die Böden bestehen aus vulkanischem Rhyolith-Tuff und Rhyolith, mit Abwandlungen durch spätere vulkanische Aktivitäten, darunter verkieselter Tuff.

In der Nase zeigt sich der Wein lebendig und ausdrucksstark: ein Ausbruch tropischer Zitrusfrüchte, ein Hauch von Birne, untermalt von Kräutern, einer salzig-rauchigen Note, kandierter Orangenzeste, mit etwas Quitte unterlegt, reifer Apfel, tabakige Nuancen, weißen Blüten sowie etwas Walnuss und reife nur zartest bittre Blutorangen. Anfangs wirkt er etwas verschlossen, öffnet sich jedoch eindrucksvoll im Glas und entfaltet d abei eine zunehmende Komplexität, inklusive einem Hauch reduktiver Mineralik. Der Abgang zeigt sich mit anhaltender Zitronenzeste, hoher Konzentration und großem Ausdruck („lang, dicht und nahezu endlos“). Die Tannine sind präsent, aber gut eingebunden und verleihen dem Wein eine geschichtete Textur. Ein mundwässernder, lagerfähiger Wein, der für eine langsame Reifung über Jahrzehnte geschaffen ist – aber bereits nach wenigen Minuten im Glas seine einzigartige Charaktertiefe zeigt.

Ab sofort (etwas Belüftung via Karaffe ist ratsam!) bis 2038+.