Sandrones „Dolcetto d’Alba“ ist jedes Jahr aufs Neue ein großer Genuss!
90-92/100 – Jeb Dunnuck
Gerade einmal sechs Weine erzeugt das Weingut von Familie Sandrone, und einer davon ist ihr Dolcetto d’Alba. Ein Wein aus einer Rebsorte, die lange Zeit kaum einen Winzer interessierte, weil sich alle auf Barolo sowie Barbaresco und hier und da auch noch auf Barbera stürzten. Luciano Sandrone alerdings, der im letzten Jahr nach langer Krankheit verstarb, hat dem Dolcetto immer die ihm gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. „Zwischen dem Dolcetto und der Langa besteht seit Jahrhunderten ein Pakt. Nicht nur, weil die Rebsorte auf diesen Hügeln am rechten Ufer des Tanaro ihren Ursprung hat, sondern vor allem wegen der engen Beziehung, die sich im Laufe der Zeit zwischen dieser Rebsorte, ihrem Wein und den Menschen, die hier leben, entwickelt hat“. Diese enge Verbindung zeigt sich spätestens bei Tisch, wo sich der junge Dolcetto als kongenialer Begleiter piemontesischer Küche entpuppt. Im Gegensatz zu den anderen Weinen des Weinguts darf, ja soll er tatsächlich jung getrunken werden, wird deshalb in Edelstahl vergoren und ausgebaut und nur wenige Monate in der Flasche gereift – denn so mögen die Sandrones ihn am liebsten. Die Trauben stammen aus zehn verschiedenen Lagen wie der Cascina Pe Mol in Monforte d’Alba, der Lage Ravera in Castelletto Novello und Rivassi in Rocche di San Nicola Barolo. Hier gedeiht der Dolcetto immer in der höchsten Zone der jeweiligen Lagen (zwischen 350 und 400 Metern) auf den weißesten und kalkreichsten Böden.
Der 2023er-Jahrgang bietet eine wunderbare Mischung aus floralen Elementen, Gewürzen und Frucht. Die Basis für diesen Wein war ein zunächst kalter, aber trockener und gleichzeitig sonniger Winter, der in einen Frühling überging, in dem es genügend regnete und der ansonsten als angenehm durchschnittlich, ja klassisch bezeichnet werden kann. Ab Anfang Juni gab es zwei Bewegungen: Eine in die Richtung langer Hitzeperioden und dann wieder zurück zu kühlen Temperaturen und Unwettern. „Nachdem der Juli Gleichgewicht und Durchschnittsbedingungen wieder hergestellt zu haben schien, brachte der August erneut Wetterextreme und Anomalien“, erklären di Winzer. Und weiter: „Unsere Arbeit im Jahr 2023 lässt sich in drei Schlüsselwörtern zusammenfassen: Erfahrung, Geduld und Beständigkeit. Erfahrung gewannen wir durch die Zusammenarbeit mit Luciano; Geduld ist eine Tugend, die jeden guten Winzer auszeichnen sollte und Beständigkeit braucht es, um ein Projekt voranzubringen. Dies gelang uns unter anderem auch Dank der unentbehrlichen Unterstützung von Personen, die unserer Familie schon seit langer Zeit zur Seite stehen“ – und in Zeiten des Verlusts besonders wichtig waren. Die Lese fand zwischen dem 12. und 21. September statt.
Der Dolcetto d’Alba leuchtet leicht transparent und rubinrot im Glas. Er duftet verführerisch nach reifen Pflaumen und plum pudding, schwarzen Kirschen und Kirschkernen, kandierten Veilchen und süßer Lakritze sowie etwas Anis- und Fenchelsamen. Am Gaumen bietet der Wein eine aromatische Dichte und einen lebendigen Körper von mittlerer Tiefe, Frische und Finesse, kreidig-feine Textur und eine präzise Säurestruktur. Es macht einfach Spaß, diesen Docletto solo zu trinken, weil er so unkompliziert wirkt und doch Tiefgang hat, weil er Volumen hat, Sonne in sich birgt und dennoch durch seine präzise Säure viel Trinkfluss besitzt. Perfekt zu Coppa, Salami und anderen piemontesischen Wurstwaren, aber auch Pizza und klassischem ragù di carne.
Ab sofort wunderbar zu trinken, Potenzial bis etwa 2030.
Sandrones Dolcetto d’Alba von 2023 ist ein saftiges, unkompliziertes Trinkvergnügen, bei dem die Fruchtaromen klar und finessenreich zum Ausdruck kommen.