Ogier
„Le Temps Est Venu“ Côtes du Rhône, rouge 2023

92/100 – Jeb Dunnuck

Ein Herbstabend mit Freunden? Ein lauer Grillabend im Sommer? Ein herzhaftes Brunch mit ausgefallenen Käsesorten? Ein romantisches Dinner? Oder einfach ein Moment, um sich selbst zu feiern? Egal welcher dieser Anlässe ansteht, Stéphane Ogiers rote Cuvée „Le Temps est Venu“ („die Zeit ist gekommen“) bietet den richtigen Wein zur richtigen Zeit – und das zu einem wahrlich sensationellen Preis! Seit 1997 führt er die Geschicke des Familienweinguts und brachte seitdem viel frischen Wind in die alten Keller. Seit dem wird auf Spontanvergärung, naturnahe Bewirtschaftung und Handlese gesetzt und das hat sich bemerkbar gemacht in Konzentration, Dichte und Finesse.

Die Lagen der Ogiers liegen zumeist zwischen 200 und 500 Metern Höhe, sie werden tagsüber von der Sonne verwöhnt und nachts vom kühlen Mistral erfrischt, jenem berühmten Wind, von dem die Einheimischen sagen, dass er auch die Kraft hat die Sorgen der Menschen wegzuwehen. Die Böden sind geprägt von Granit, Schiefer, Kalk, Ton und Sand – und die einzelnen Parzellen unterscheiden sich oft stark in ihrer individuellen Beschaffenheit. Deshalb setzt Stéphane im Keller auf Mikrovinifikation, das heißt, dass jede Parzelle separat verarbeitet und in kleinen Lots fermentiert wird. Später werden die besten Komponenten sorgfältig assembliert und verschmelzen so zu einem perfekten Terroir-Erlebnis. Besonders meisterlich zeigt er das in seinem Flaggschiff-Wein, dem „Mes Grands Lieux“. Im Glas funkelt der in Betontanks ausgebaute „Le Temps est Venu“ in kräftigem Dunkelrot mit violetten Reflexen. Er betört in der Nase mit einem Korb voller Waldbeeren und reifen Zwetschgen, ein Hauch von Hagebutte und Früchtetee mischt sich mit würzigem Schwarztee. Tiefe und Kraft kommt durch ein leicht animalisches Flair mit metallischen Akzente. Dazu vermischen sich warmes Holz, Piment und Wacholder zu einem sinnlich-verwegenen Duftspiel.

Am Gaumen breitet sich sofort und selbstbewusst der dunkelbeerige Aromenteppich aus, weich, voll und wunderbar balanciert. Die Tannine sind dicht und samtig weich, nur zu Beginn noch mit feinem grip. Die frisch-vitale Säure gibt dem Wein sein energetisches Temperament und den herrlich unkomplizierten Trinkfluss. Nach ein paar Schlucken entfaltet sich noch intensive Süßkirsche, zartbittere Schokolade und ein Hauch Tabak. Im langen Nachhall lässt es sich hervorragend schwelgen, ganz egal, zu welcher Zeit und zu welchem Anlass man die Flasche nun entkorkt hat.