A. Christmann, Meerspinne Riesling Großes Gewächs 2022

Die sieben Hektar der klassifizierten Großen Lage „Meerspinne“ befinden sich im Ausgangsbereich des Gimmeldinger Tals. Eine Lage, deren bedeutsame Stellung bereits im Jahr 1456 urkundlich hervorgehoben wurde. Im Zinsbuch des Klosters Weißenburg (heute Wissembourg), das sich direkt an der heutigen Landesgrenze zum Pfälzer Ort Schweigen befindet, wurde dieses historische Filetstück des Mandelgartens besonders hoch dotiert. Für viele Winzer zählt die Meerspinne auch heute noch als beste Lage Gimmeldingens. Sie profitiert von den kühlen Nachtwinden des Pfälzerwalds, welche die Säurewerte auch im Spätherbst noch erhalten. Unter dieser Parzelle befindet sich zudem ein Kalkmassiv, nur der Oberboden besteht aus Buntsandsteingeröll und Löss. Die Vinifikation blieb wie gehabt: Nach minimaler Maischestandzeit und Absetzung des Mosts vom groben Trub über Nacht, vergor der Wein im Stahltank und klassischen Holzfässern aus Pfälzer Eiche, was sich im Jahrgang 2022 generell etwas länger zog als im Vorjahr.

Der Jahrgang 2022 ist ein schöner Antipoden seines Vorgängers, zeigt sich insgesamt geschmeidiger und auch etwas fruchtintensiver. Die Großen Gewächse bleiben bei Christmann aber auch dieses Jahr wieder eher auf der schlanken und reduzierten Seite, die insbesondere bei der „Meerspinne“ zur Geltung kommt. Es duftet hier eher kühl aus dem Glas. Ein Hauch frischer Fenchel, Birnenspalten und eine Spur Zitrusabrieb. Am Gaumen wirkt der Wein zurückgenommen und steinig statt fruchtig. Der Wein „meer“schlängelt sich um die Zunge, gewinnt insbesondere im Nachhall an Länge und hallt wellenförmig aus, ist dabei ungemein subtil und vielschichtig und der Gegenentwurf zu manch regelrecht lautem und muskelbeladenen Forster Gewächs. Für Mineralität-Freaks, die subtile Akzente zu schätzen wissen, genau das Richtige!

Trinkreife ab Freigabe im Herbst 2023, Höhepunkt wohl ab 2027 bis nach 2045.

Nach oben