Ortega
„La Llorona“ Godello DO Bierzo, blanco 2023

95/100: „It is vibrant, with electricity, a fine thread and a super long and vibrant finish.“ – Luis Gutiérrez (Robert Parker Wine Advocate)

Endlich! Verónica Ortegas zweiter Weißwein! Und wieder ein Godello! Nach ihrem „CAL“ (tempi passati!) aus dem paraje „El Garbanzal“, dem unserer Meinung nach absolut besten Godello aus dem Bierzo (gut, einem von vier oder fünf besten Godellos, ohne „Ultreia La Claudina“, „Calderera“ und „La del Vivo“ von Raúl Pérez will kein Godello-Fan auf Dauer sein ...), steht uns jetzt mit dem vierten Jahrgang von „La Llorona“ wieder ein großer Wurf ins Haus! Kurz interpoliert: „Es wäre vielleicht erwähnenswert, wer hier meine führenden Weißweinproduzenten sind“ schrieb Luis Gutiérrez in seinem Bierzo-Bericht Ende Januar 2022. Allen voran: „Verónica Ortega“! Ein Jahr später hat sich daran nichts geändert, ihr „Tormenta“ ist der Godello mit der zweithöchsten Wertung (ex aequo, davor liegt im Gutiérrez-Ranking nur César Márquezs viermal so teurer „Val“), nur einen Punkt dahinter „La Llorona“. Und damit wäre auch diese Frage geklärt.

Das Etikett der Grafikerin María José Fernandez-Blanco León zeigt jedenfalls eine fast nackte – nur der Kopf bzw. das Gesicht ist verschleiert – an entsprechender Stelle züchtig beblümte Frau. Was in Verbindung mit dem nicht eben leicht zu entziffernden Namen „La Llorona“ – „die Wehklagende“ auf eine Gestalt der hispanoamerikanischen Folklore verweist. Die Winzerin versteht diesen Wein als Hommage an die mexikanische Sängerin Chavela Vargas und ihre Interpretation des Lieds „La Llorona“, das vielen vermutlich aus dem Soundtrack des Films „Frida“ (mit Salma Hayek) bekannt sein dürfte. Falls nicht: unbedingt anhören – Chavela Vargas’ Version ist atemberaubend schön! Die inzwischen 38 Jahre alten Reben stehen in 500 Metern Höhe auf lehmhaltigen, vor allem sandigen Böden bei Pieros, einem winzigen Ortsteil der Gemeinde Cacabelos. Sie entrappt die Früchte dieser kleinbeerigen Godello-Variante (Godello de grano pequeño), mazeriert diese schonend über Nacht und lässt sie in Eichenholz spontanvergären. Der zehnmonatige Ausbau erfolgt dann in gebrauchten 228-, 500- und 600-Liter-Holzfässern aus Frankreich. Einziger Wermutstropfen bis zu diesem Punkt: Heuer gibt es davon „nur“ knapp über 7.300 Flaschen, im letzten Jahr waren es noch 3.300 mehr …

Bei diesem Godello kann man ja gar nicht anders, als dem zart reduktiven, aber umso verheißungsvolleren Duft nach Kamille, gerösteter Sesamsaat, Noten von Fenchelgrün bis Anis, Grapefruit, Limettenabrieb auf kühlem Stein und rauchig-zitrischer Gischt zu verfallen! Um sich dann in die anregende Salzigkeit (die Tränen der „Llorona“?), die Aromen von Pfirsich(schale), etwas Aprikose, grüner Haselnuss und (Salz-)Zitrone am Gaumen, die leuchtende Energie, die Präzision, den herrlichen crunch dieses Weins zu verlieben! Und dann sind da noch die präsente, erfrischend pikante Säure, komplexe, kristalline Mineralität, geschmeidige Eleganz und Finesse ...! Liebe Kunden, lassen sie sich auch ein wenig von diesem Wein hypnotisieren und sichern sie sich die eine oder andere Flasche dieses wunderbaren Weins – sie werden’s nicht bereuen, ganz im Gegenteil!