
Alves de Sousa
„Abandonado“ DOC Douro, tinto
2021
Ein großartiges Unikat: Der geniale „Abandonado“ verbindet maximale Wucht mit unerreichter Individualität!
95/100 – Revista de Vinhos
Vernachlässigt sein, aufgegeben worden zu sein – eigentlich ist das gar nicht gut. Aber eben nur eigentlich und nicht, wenn es um einen Weinberg geht, der bereits von allen abgeschrieben wurde, weil er unter ökonomischen Gesichtspunkten als unbewirtschaftbar galt. So blieb das Weinbergs-Juwel unter einer sehr dichten und schweren Schicht aus unfassbar mühsamer Arbeit verborgen, bestockt mit uralten Reben, die sonst längst ersetzt worden wären. Der Dornröschenschlaf endete, als das grandiose Vater-Sohn-Gespann Domingo und Tiago Alves de Sousa sich im Jahr 2004 entschlossen aus ihrem steinigen, mühsam zu kultivierenden Clos „Abandonado“ einen eigenen Wein zu keltern – allerdings nur in den besten Jahren. So entstand ein absoluter Kultwein, der heute zu den spektakulärsten Roten Portugals zählt. Ein Wein aus der am höchsten gelegenen und vom Weingut am weitesten entfernten Lage, die von ihrem äußerst kargen Boden geprägt ist. Bereits nach wenigen Zentimetern müssen sich die Reben hier durch puren Schiefer bohren. Die Bedingungen sind so extrem, dass Versuche, neue Reben zu pflanzen, stets scheiterten. Selbst mit liebevoller Pflege, so berichtet Tiago sei es nicht gelungen, die jungen Stöcke am Leben zu halten. Was auf der einen Seite natürlich sehr schade ist, gleichzeitig aber bedeutet, dass die hier verbliebenen Reben besonders zähe, sehr alte Exemplare sind, im Schnitt über 80 Jahre. Ihre Wurzeln gehen tief ins Erdreich, die Erträge sind klein, die Konzentration groß – alles ist angerichtet, was man für einen großen Wein braucht. Noch eine Besonderheit gibt es im „Abandonado“: Vor knapp einem Jahrhundert wurde in den Rebbergen oft ein „Gemischter Satz“ gepflanzt, also verschiedene Sorten durcheinander. Je nach Jahrgang gelang mal die eine Sorte besser, mal die andere – damals ging es weniger um Komplexität als vielmehr um kontinuierliche Erträge. Heute stellt die ziemlich einmalige Zusammenstellung aus Tinta Amarela, Touriga Franca, Touriga Nacional, Sousão und etwa 25 anderen autochthonen Reben mehr einen wunderbaren geschmacklichen Schatz dar und macht den „Abandonado“ zu einem kostbaren, raren Unikat. Der 2021er macht da keine Ausnahme, zumal der Jahrgang Wein und Winzer entgegenkam:
„Die Lese begann mit sehr hohen Erwartungen hinsichtlich des klimatischen Jahres – ein regnerischer Frühling, gefolgt von einem milden Sommer, unterbrochen von einer Hitzewelle Mitte August ... sehr ähnlich wie im legendären Jahr 2011, was die Theorie der »Zehn-Jahres-Zyklen« zu bestätigen scheint. Allerdings sind keine zwei Jahre jemals gleich, und Anfang September kam es zu einer gewissen klimatischen Instabilität, die uns währen der Lese unter Druck setzte. Zum Glück handelte es sich dabei meist um Fehlalarme, die aber natürlich zu einer gewissen Unruhe und Sorge beitrugen. Die Reben reagierten dennoch sehr gut, mit im Allgemeinen langsameren und längeren Reifeprozessen, was zu Mosten mit großer Ausgewogenheit und soliden Strukturen, lebendiger Frucht, großartiger aromatischer Definition, Sortenreinheit und Frische führte. Ein Profil, das eher auf Finesse und Eleganz als auf Kraft und Konzentration ausgerichtet ist, eine hohe Gesamtqualität, ausgewogene Erträge (angemessen für Douro-Standards, aber immer noch sehr niedrig im Vergleich zu anderen Regionen) und mit mehreren absolut bemerkenswerten Qualitätsspitzen.“
Nach der temperaturgesteuerten Gärung folgte ein 20-monatiges Lager in neuer und gebrauchter portugiesischer und französischer Eiche. Der tiefdunkle Wein duftet intensiv nach reifen roten und dunklen Früchten, Kirsche, Brombeere, dann etwas Balsamico- und Schwarzteearomen, dazu eine Spur Rauch, etwas Süßholz und Graphit, vor allem aber eine balsamisch-ätherische Minznote (nicht von ungefähr grenzt der Weinberg an ein Pinien- bzw. Eukalyptuswäldchen) sowie ein tiefer mineralischer Faden. Das ist purer Schiefer, heißer und kühler Stein. Ein betörender Duft, so schön – man möchte sich darin verlieren. Am Gaumen dann eine Raffinesse und Saftigkeit, Samt und Seide, fließende Gerbstoffe, immens viel Druck und Kraft, dabei aromatisch enorm fein und diffenrenziert, wieder dunkle Frucht und mineralischer Untergrund. Durch die lebendige Säure und die ihm eigene Frische legt der „Abandonado“ einen wunderbaren Trinkfluss an den Tag, seine „Gespanntheit“ zieht sich geradezu nonchalant bis ins lange Finale. Das ist Weltklasse – parabens, Tiago! Natürlich, der „Abandonado“ wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten großartig reifen. Aber wer besitzt schon die innere Stärke, diese Flaschen so lange unangetastet zu lassen?
Ab sofort und bis sicherlich 2050+.
Qui. da Gaivosa 2214 Pousada da Cumieira
5030-055 Santa Marta de Penaguião
PORTUGAL
De Sousas „Abandonado“ tinto von 2021 wird aus über 80 Jahren alten Reben gekeltert – ein Weltklassewein aus der DOC Douro mit extrem viel Individualität.