
Alves de Sousa
„Pessoal“ DOC Douro, branco
2018
Exotisches, hinreißend originelles Unikat – für uns schlicht ein Meisterwerk!
Angesichts der fantastischen Rot- und Weißweine, die am Douro gekeltert werden, vergisst man schnell, dass die weinbauliche Tradition der Gegend tief und eng mit dem Portwein verbunden ist. Das ist der Ursprung, das ist der Startpunkt. Von hier aus hat die unglaubliche Reise dieser einmaligen Weinbauregion begonnen, die allein durch die enorme Vielfalt der autochthonen Reben so spannend und vibrierend ist. Tiago Alves de Sousa, der zusammen mit seinem Vater Domingo das Familienweingut erfolgreich führt, bezieht sich mit seinem Top-Weißwein, dem „Pessoal“ genau auf diese Portwein-Tradition – er verbindet mit ihm das Beste beider Welten.
Nach einem der trockensten Jahre der jüngeren Geschichte folgte ein fast ebenso trockener Winter: wenig Regen bei niedrigen Temperaturen. Das ging bis in den März so weiter, bis dann die sehnlichst erwarteten Niederschläge fielen. Davon allerding zuviel! Denn im Frühling war der Mehltaubefall in der Region so schlimm wie nie zuvor. Der Einbruch des Leseertrags war eklatant und fiel nur deshalb nicht noch größer aus, weil die ursprüngliche Traubenmenge recht üppig war. Im Juni und Juli blieb es kalt und regnerisch, bis sich im August mit einer plötzlichen Hitzewelle alles änderte. Die Änderung? Ein Teil der Trauben verbrannte regelrecht im Weinberg! Glücklicherweise waren die Wasserspeicher im Boden intakt, was dann doch eine gute Reifung begünstigte. Ein so erfrischender wie willkommener Regen in der ersten Septemberwoche gab dann den letzten und entscheidenden Impuls, sodass trotz verschiedenster Hemmnisse und Herausforderungen 2018 zu einem Jahrgang von außergewöhnlicher Qualität geriet. Most mit großer Fruchtreinheit, der Weine mit der Struktur, Tiefe und klassischen Strenge der großen Jahre hervorbrachte. Die Krönung eines herausfordernden Jahres mit intensiver Arbeit und vielen Hindernissen, aber mit einem glücklichen Ende!
Um es vorwegzunehmen: Mit dem „Pessoal“ ist Tiago ganz großer Coup gelungen. Ein Wein, der Grenzen überwindet und neue Horizonte sichtbar macht, der die Port-Wurzeln in die Welt der Weißweine transportiert. Kurzum: ein genialer Wein. So etwas geht natürlich nicht auf die Schnelle – Tiago weiß, dass große Weine Zeit brauchen. Und die hat er dem 2018er, dem aktuellen Jahrgang, gegönnt: ganze sieben Jahre!
Die Reben für dieses Weißweinunikat stehen auf kargen Schieferböden, es dominieren Malvasia Fina, Gouveio, Viosinho, dazu kommen – wie bei Alves de Sousa häufig üblich– weitere autochthone Rebsorten, die in einem gemischten Satz stehen. Die Reben sind im Schnitt über 70 Jahre alt, die Erträge extrem gering. Die komplett entrappten Trauben werden sanft gepresst, der Most dann hyperoxidiert und in kleinen Eichenfässern vergoren und reift danach 30 Monate lang in Eichenfässern aus Zweitbelegung (225, 300 und 500 Liter Fassungsvermögen) seiner Vollendung entgegen. Der goldgelbe „Pessoal“ duftet intensiv nach Earl Grey (Bergamotte!), getrockneten Aprikosen, noch unreifen Walnüssen, aber vor allem ist da eine breite, recht nachhaltige Würze: Fenchelsamen, Ingwer, etwas Zimt, alles untermalt von Schiefermineralität – ein spektakulärer Duft, der gewisse Anklänge an einen Fino-Sherry, aber auch einen gereiften weißen Port hat. Was nahe liegt, denn im Grunde ist dieser „persönliche“ (die Übersetzung für „pessoal“), sehr spezielle Weiße die Stillwein-Interpretation eines vinho do porto branco! Am Gaumen dann eine dicht-gewobene, aber unheimlich elegante Struktur, keine Schwere, sondern strahlend mineralisch-würzige Eleganz mit zartem Säurefaden und einem salinen Finish. Was Mark Squires (Wine Advocate) über den 2016er schrieb, gilt auch hier: „this is lovely and irresistible“! – und ziemlich grandios! Übrigens: Den Wein unbedingt aus großen Gläsern genießen und ihn probeweise gerne etwas wärmer werden lassen (etwa 13 °C) – der „Pessoal“ zeigt sich dann wie beschrieben unwiderstehlich und in all seinen Facetten.
Ab sofort (dann allerdings mindestens eine Stunde vor Genuss öffnen, idealerweise karaffieren) und bis leicht 2031+.
Qui. da Gaivosa 2214 Pousada da Cumieira
5030-055 Santa Marta de Penaguião
PORTUGAL