Pieropan
Soave Classico DOC, bianco 2024

Dieser Soave Classico der Brüder Pieropan hat so gar nichts mit der Bückware zu schaffen, die in Discountern auf bloße Konsumenten wartet. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiten Vertreter dieser Familie an ganz anderem: ihre Liebe zu ihrer Heimat und den wahrhaft großen Weinen des immerhin 5000 Hektar umfassenden Anbaugebietes begleitet jeden ihrer Schritte im Weinberg, führt ihre Hände im Keller. Das Ergebnis ist hier ein unvergleichlich opulenter Rundumblick dieser DOC. Für den Classico werden Trauben der Rebsorten Garganega (85–90 %) und Trebbiano di Soave (10-15%) von den beiden typischen Böden ausgesucht (Vulkangestein und Kalk). Es geht sogar so weit, dass dabei Trauben der beiden häufigsten Reberziehungssysteme, Guiyot und Pergola Veronese, ausgewählt werden: wir erhalten ein Bild des Soave, das wie mit einem verzeichnungsfreien Weitwinkelobjektiv aufgenommen scheint. Im Keller muss dann nach der Handlese eigentlich nicht mehr so viel „gemacht“ werden. Es wird schonend-hydraulisch, unter Luftabschluss entrappten Trauben ein Most abgewonnen, der bei kontrollierter Temperatur (14–18 °C) in glasbeschichteten Betontanks gären darf. In diesen äußerst neutralen Behältern reift der Classico auf seiner Feinhefe bis zum Frühjahr (auf der Flasche dann noch einen weiteren Monat).

Die Hingabe der Pieropan zu ihrem Terroir überträgt sich sofort auf uns, wenn die strohgelbe, zart grünliche Flüssigkeit eingegossen wird: Frucht (Birne, Zitrone, Apfel, Ananas, Aprikose, Orange, Honigmelone, Mandarine, selbst Quitte), Würze (Flint, Honig, Wachs, Rauch, Mandel, nasser Split, Saline, Nüsse, Gras, Crème fraîche) und Blüten (Akazie, Kamille, Hyazinthe, Neroli, Glyzinie) strömen förmlich aus dem Glas. Der Wein scheint einerseits flott unterwegs, andererseits stetig um Ausgleich bemüht zu sein (das Rebalter von sechs bis 60 Jahren, also Jungspunde und Routiniers, ist Indiz). Auf der Zunge dominiert lebhafte Frische. Die Alkoholwärme und das deutliche Tannin bleiben angemessen im Untergrund. Frische, die sich selbst bei längerer Mundwärme nicht abschwächen lässt und eine angenehm-bestimmende Struktur klingen erst sehr spät aus. Meisterlich!