Massolino
Barbera d’Alba DOC, rosso 2024

Der stille Star aus Serralunga: weingewordene Bescheidenheit – und gerade deshalb so groß!

Im Piemont, wo die Hügel von Serralunga d’Alba sanft in den Horizont übergehen und die kalkhaltigen Böden seit Jahrhunderten Reben tragen, entsteht ein Wein, der mit stiller Eleganz von seiner Herkunft erzählt: der Barbera d’Alba von Massolino. In einer Region, in der zumeist der prestigeträchtigere Nebbiolo das Rampenlicht beansprucht, erweist sich dieser Rotwein als eindrucksvoller Botschafter einer vielseitigen Rebsorte, die an Komplexität kaum zu überbieten ist. Franco Massolino verfolgt mit seiner Interpretation eine klare Philosophie: Ehrlichkeit, Authentizität und den unverstellten Ausdruck der Frucht. Die Entscheidung, den Wein ausschließlich im Edelstahl auszubauen, ist dabei keine Einschränkung, sondern bewusstes Stilmittel. Sie ermöglicht es, die feinen Aromen der Barbera-Traube in ihrer reinsten Form zu bewahren und ihre Frische, Lebendigkeit und Saftigkeit in den Vordergrund zu stellen. Im Glas leuchtet der Wein in einem tiefen, dichten Purpurrot mit violetten Reflexen, die an frisch gepflückte Beeren erinnern. Die Nase wird sofort von einem intensiven Bouquet umhüllt: Reife Kirschen, Waldhimbeeren und saftige Brombeeren dominieren, begleitet von floralen Noten, die an Veilchen und getrocknete Blüten erinnern. An der Luft entfalten sich komplexere Nuancen – ein Hauch von feuchtem Waldboden, eine subtile Note von weißen Champignons, eine Spur von Unterholz. Die Aromen wirken nie schwer oder überladen, sondern immer fein verwoben, mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit, die von handwerklicher Sorgfalt und einem tiefen Verständnis für das Terroir zeugt. Es ist ein Duftbild, das weniger durch Lautstärke als durch Tiefe beeindruckt – vielschichtig, aber nie prätentiös. Am Gaumen bestätigt der Barbera diesen Eindruck mit einer ungemein frischen und lebendigen Textur. Die feine Säurestruktur zieht sich wie ein roter Faden durch den Wein, trägt ihn und gibt ihm Spannung und Dynamik. Saftige Aromen von Sauerkirschen, roten Johannisbeeren und Pflaumen entfalten sich mit bemerkenswerter Klarheit. Begleitet werden sie von einer feinen, leicht würzigen Note – jeweils ein Hauch von rosa Pfeffer, Thymian, Lakritz. Die Tannine sind geschmeidig und unaufdringlich. Der Abgang ist lang, getragen von einer fast salzigen Mineralität, die an die kargen, kalkhaltigen Böden erinnert, auf denen die Reben wachsen. Die Trauben stammen von zehn bis fünfundvierzig Jahre alten Rebstöcken, die auf einer Höhe von rund 330 Metern wachsen – was dem Wein Frische und Ausdruck verleiht. Der Ertrag wird bewusst niedrig gehalten, um die Konzentration der Frucht zu fördern. Im Weinkeller verzichtet man auf technologische Effekthascherei. Stattdessen setzt Franco Massolino auf präzise Temperaturführung und geduldigen Ausbau im Edelstahltank über sechs Monate. Alles mit dem Ziel, den Charakter der Rebsorte und des Jahrgangs so transparent wie möglich zu erhalten. Dieser Barbera ist kein Wein, der nach Prestige strebt - und gerade darin liegt seine Größe. Er ist charmant, zugänglich, von natürlicher Eleganz und subtiler Tiefe. Ein perfekter Begleiter zur bodenständigen piemontesischen Küche, zur Lasagne, zu geschmortem Fleisch, zu mittelreifem Käse oder einfach zu einer Antipasti-Platte. Aber auch für sich allein, an einem ruhigen Abend, entfaltet er sein ganzes Potenzial – ein Wein, der nicht laut ist, sondern lange nachklingt. Ein Ausdruck dessen, was entsteht, wenn Erfahrung, Tradition und Sensibilität in jedem Schritt spürbar sind. Ein Barbera, der von der Liebe zum Land, der Hingabe an die Rebsorte und dem tiefen Respekt vor der Natur erzählt.

Ab sofort, Potenzial bis etwa 2032.