
Arpepe
Sassella „Ultimi Raggi“ Riserva Valtellina Superiore DOCG, rosso
2018
Wenn „Überreife“ über die Maßen und einfach umwerfend köstlich ist!
95/100 – Falstaff
Die letzten Strahlen der Sonne geben diesem ungewöhnlichen Wein aus der Produktion von ArPePe den Namen. Der „Ultimi Raggi“ stellt zugleich auch die Abfüllung des lombardischen Weinguts mit dem höchsten Alkoholgehalt (wobei es nur um 14 Vol.-% geht) dar. Dieser verdankt sich der Trocknung der Weintrauben. Höchstes Ziel dabei ist es aber „die Frische und Trinkbarkeit des Nebbiolo delle Alpi zu erhalten“. Daher entschied sich bereits der kreative Erneuerer Arturo Pelizzatti Perego dafür, die Erzeugung seines „passito“ nicht im Weinkeller, sondern im Weingarten selbst durchzuführen. 1999 begann er mit der Umsetzung seiner Idee auf 600 Metern Höhe im oberen Teil der Sassella. Denn in dieser Gegend dauert die Zeit bis zum Erreichen der richtigen phenolischen Reife länger als in tiefer gelegenen Weingärten. Die plötzlichen Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht während der Erntezeit konzentrieren den Traubenzucker. Die Beeren dehydrieren langsam im Wind, während sie noch an der Pflanze haften. Erst kurz vor dem ersten Schnee wird geerntet (2018 fiel die Lese auf den 14. November). Nach 114 Tagen auf der Maische reift der „Ultimi Raggi“ für 42 Monate in einer Kombination aus 5000-Liter-Fässern und Zement, ehe er auf die Flasche kommt.
Das Ergebnis ist ein – für ArPePe-Verhältnisse – geradezu dunkler Nebbiolo, der (wer hat etwas von Überreife gesagt?) bemerkenswert frisch, ja geradezu erfrischend nach allerlei Beerenfrüchten (schwarze Johannisbeere, etwas Brombeere, dann Waldhimbeere, frisch wie auch getrocknet) sowie Sauerkirschen, dann auch Rhabarber, Süßholz, Orangenschale nebst anderen Agrumen und Rosenblüten duftet. Wie schon beim Vorgänger von 2016 evozieren die feinmaschigen, geradezu raffinierten Tannine eine zarte Anmutung von süßem Kaffee, jetzt in Verbindung mit Pflaumenkonfitüre. Auch diesmal ist es nur der Duft, der an die Konzentration der Süße erinnert, zumal das Bouquet eine frisch-herbe Saftigkeit verspricht. Am Gaumen gibt sich der „Ultimi Raggi“ von 2018 dann tatsächlich saftig-würzig, die Spannung, die der Nebbiolo entwickelt, ist fulminant! Und wieder ist es das Finale, das alle diese Noten wie in einem Brennglas bündelt. Hier schimmert neben der Frucht auch der herbe Ton der blättrigen Kräuter durch, gereifte Sojasauce, dann etwas Blut und eine saline Ader, die der schon erwähnten, allerdings nicht im Ansatz bitteren Kaffee-Note (es ist kein typischer Espresso italienischer „torrefazione“, sondern eine helle, enorm fruchtige Röstung!) Intensität und Leichtigkeit verleiht. Spektakulär langer Nachhall eines in jeder Hinsicht spektakulären Weins mit schlicht entwaffnendem Trinkfluss!
Ab sofort bis 2043+.
Via del buon Consiglio 4
23100 Sondrio (SO)
ITALY