Santa Duc
„Les Saint Vierges“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2022

97/100 – Jeb Dunnuck
94+/100 – Robert Parker Wine Advocate

Die Parzellenweine der Domaine Santa Duc zeigen unglaublich eindrucksvoll wie unterschiedlich die Weine von geographisch benachbarten Lagen ausfallen, wenn man es versteht, das jeweilige Terroir perfekt einzufangen. Genau darin sehen Yves Gras und sein Sohn Benjamin, die fünfte und sechste Generation der Familie, die das Weingut seit 1874 führt, ihre Mission. Mit großem Aufwand bewirtschaften sie ihre Weinberge biodynamisch und versuchen so den alten Weingärten durch individuelle Pflege perfekte Bedingungen zu bieten. Im Keller herrscht dagegen Purismus und alle Trauben und Lagen werden nach der Lese gleichbehandelt. Genauso schaffen sie es die Unterschiede der Böden, der geologischen Gegebenheiten und der mikroklimatischen Einflüsse als authentischen Geschmacksabdruck in die Flasche zu bringen. „Les Saintes Vierges“, die heiligen Jungfrauen, verweist auf die alte provençalische Tradition, Marienfiguren über den Weinbergen aufzustellen. Als stumme Wächter sollen sie die Reben vor Frost, Hagel und Trockenheit bewahren. Die 1,2 Hektar große Lage befindet sich im Osten der Appellation Châteauneuf-du-Pape. Sie erstreckt sich in einer sanften, leicht nach Osten und Süden geneigten Hügellandschaft auf etwa 80 bis 100 Metern Höhe und ist von wildem Buschwerk, Lavendel und Zypressen umgeben. Der Boden ist vor allem von sandigem Lehm geprägt, durchzogen von feinen Kies- und Sandadern, was zur Folge hat, dass der Boden Wasser nur schlecht speichern kann und die Trauben deshalb umso tiefer wurzeln müssen. Die Weine dieser Lage sind bekannt für ihre Leichtigkeit und aromatische Finesse – und genau das beschreibt auch die Cuvée der Familie Gras. Wie auch beim Geschwister-Lagenwein „Le Pied de Baud“ wachsen die bis zu 70 Jahre alten Rebstöcke, 80 % Grenache und je 10 % Counoise und Mourvèdre, im gemischten Satz. Nach der Handlese mit doppelter Selektion werden die Trauben schonend gepresst, dann spontan im Edelstahl vergoren. Der Ausbau erfolgt bei allen Weinen des Guts in einem Mix aus großen Holzfudern und Terrakotta-Amphoren für 18 Monate bevor dann ungefiltert und ungeschönt abgefüllt wird.

Im Glas leuchtet der Wein in einem strahlenden Rubinrot und verströmt kraftvolle Fruchtaromen mit reifer Wildkirsche und dunklen Waldbeeren, begleitet von frisch gekochter roter Grütze. Dazu kommen zarte Waldaromen wie feuchtes Moos und Unterholz, außerdem noch Wildkräuter und eine feine Feuersteinnote. Am Gaumen zeigt sich der Wein wunderbar zugänglich und zugleich von feiner Vielschichtigkeit. Die dunklen Beerenaromen werden umweht von einem beschwingten Erdbeergeist, immer frisch und filigran, dazu dann auch eine elegante kieselige Mineralität. Die Säure setzt genau die richtigen Spitzen, die Tannine sind weich und seidig, balanciert und harmonisch. So würde ein sonnig-warmer Spätsommertag in der Provence schmecken, wenn er ein Wein wäre. Voller Kraft und Spannung, aber nie überladen oder zu laut, mit eigenem Charakter und unglaublich viel Charme. Das ist Genuss pur und ein Châteauneuf-du-Pape, wie man ihn sich geschmeidiger und frischer kaum wünschen kann – und wie man ihn nur sehr selten findet!