Boudau
„Le Clos“ Côtes du Roussillon, rouge 2023

Wenn man es nicht selbst sofort bemerken sollte, gibt Véronique Boudau Nachhilfe in Sachen „Le Clos“. Denn er firmiert in der Weinguts-internen Einteilung unter den „vins de plaisir“. Wir sind schließlich nicht im Burgund, wo die mit Mauern abgetrennten Toplagen einen „clos“ bezeichnen. Am Weingut in der Languedoc-Roussillon versteht man darunter die zugängliche Einstiegslinie. Und ganz französisch ergänzt die Winzerin, die mit ihrem Bruder Pierre und Tochter Géraldine die Domaine Boudau führt, ihre Idee dieses Rotweins: „Das ganze Jahr über ohne Mäßigung zu trinken“! Vor Ort, zwischen Mittelmeer und den ersten Ausläufern der Corbières, empfiehlt man die Cuvée (70 % Grenache, 30 % Syrah), bei der man die dominierende Rebsorte deutlich erkennen kann, „zu Beginn der Mahlzeit zu Charcuterie“. Aber auch zu gegrilltem Fleisch reichen ihn biologisch arbeitenden Winzer gern.

Das sinnlich schöne „Le Clos“ rouge stammt aus einem Weinberg in den Côtes de Roussillon. Beide Rebsorten stammen von den gleichen Böden mit eisenoxidhaltigen roten Oberböden auf Grundgestein aus Corbières-Kalk. Weinbergmanage Benoît Vergé hegt und pflegt die Reben biologisch und mit großer Hingabe. Zum richtigen Zeitpunkt werden die Trauben von Hand gelesen und im Weinberg sortiert, dann im Weingut entrappt, angerebelt und klassisch über 15 Tage hinweg vergoren. Anschließend wird der Wein im Zement-Cuve ausgebaut. Der rubinrote Wein erzählt von frisch gemähtem Heu, das in der Sonne trocknet, von der reifen Schwarzkirsche, aber auch von Garrigue. Diese an Wildkräuter und Unterholz erinnernde Signatur des französischen Südens zeigt sich in einem mediterranen Kräuterstrauß (vor allem Verveine und Basilikum), der aber auch von feinen Pfeffer-Tönen begleitet wird. Immer kräftiger lässt aber die Frucht die Muskeln spielen, je länger der rote „Le Clos“ im Glas tanzt. Kennern wird die ausgesprochen runde und zugängliche Art einiges von der Herkunft, aber auch der Machart des 2023ers erzählen. „Kiesel so groß wie Grapefruits“ machen schließlich das Terroir aus, wie die Boudaus berichten, was auch die Reife der roten Früchte durch viel Strahlungswärme erklärt. Mit der händisch erfolgten Sortierung des Leseguts noch in den Weingarten-Parzelle gelangen nur reife Trauben in den Keller. Hier sorgt dann die traditionelle, zehn Tage dauernde Mazeration (samt dem täglichen, sanften Umpumpen des Mostes) für den optimalen Erhalt der Frucht, weshalb „Le Clos“ auch am Gaumen mit einem verführerischen Mix aus Waldbeeren und der reifen, saftigen Kirsche prunken kann.