Tempier
Bandol rouge 2022

Lulu (Lucie) und Lucien Peyraud sind die legendären Figuren, denen die Domaine Tempier in Bandol ihren Erfolg verdankt. Lucien heiratete 1936 Lucie Tempier, deren Familie das Weingut seit dem 19. Jahrhundert besaß. 1940 übernahm das Paar das Gut und leitete dessen Renaissance ein. Lucien Peyraud war die treibende Kraft hinter der Qualitätsausrichtung des Bandol-Weins. Als Präsident des Syndikats der Weine von Bandol (ab 1945) kämpfte er leidenschaftlich für den Anbau des Mourvèdre und etablierte Bandol als große Rotweinregion mit Lagerpotenzial – gleichrangig mit Bordeaux oder Rhône. Lulu Peyraud hingegen war die charismatische Botschafterin des Weins. Sie reiste durch Frankreich, präsentierte die Weine in der Spitzengastronomie, wurde international bekannt für ihre provenzalische Küche und war Mitgründerin der „Dames du Vin et de la Table“. Ihre Gastfreundschaft machte das Weingut darüber hinaus zu einem kulturellen Treffpunkt.

„Pflanzt Mourvèdre!“, verkündete einst Lucien – und was für eine Freude, hier ins Glas zu riechen. Direkt springt einem ein purer roter Früchtekompott entgegen. Rote Johannisbeeren, Himbeeren und Kirschen bahnen sich ihren Weg zum Zentralhirn, verkünden die frohe Botschaft und lösen Glückshormone aus ob der Purheit und vibrierenden Schönheit dieses Weines. Und mag es schon in der Nase so abgehen: Der Wein offenbart mit etwas mehr Luft weitere Aromen – Brombeeren, einen Hauch Rosmarin und diesen zarten, samtigen Duft, den perfekt gereifte Früchte verströmen können. Ein Hauch Sojasauce unterstreicht eine gewisse Exotik und Komplexität. Es bleibt saftig und verspielt am Gaumen, die Tomatensugo- und Sojasaucenoten nehmen etwas zu, ein straffes Gerüst aus feinstem Tannin bildet die Eckpfeiler, in denen sich – man mag denken, ein perfekter vin de table – doch mit etwas Zeit im Glas die subtile Kraft zeigt, die Bandol-Weinen innewohnt. Das siebenköpfige Team rund um Jean-Philippe Fourney selektiert nach dem Mondkalender für diese Cuvée von Hand aus den ton-kalkhaltigen Böden rund um das Weingut – in La Cadière, Sainte-Anne d’Évenos und Ollioules –, ergänzt durch unterschiedliche Sonnen- und Windexpositionen. Handselektion also schon bei der Ernte; im Keller wird erneut sorgfältig selektioniert, entrappt und leicht angequetscht, worauf eine drei- bis vierwöchige Gärung mittels natürlich vorkommender Hefen in Gang gesetzt wird. Der Ausbau wieder klassisch Tempier: in großen foudres für mindestens 18 Monate.

Und dabei ist dies erst der Auftakt ins rote Reich der Domaine Tempier: Als Aushängeschild der Domaine steht die Cuvée „Lulu et Lucien“ sinnbildlich für die Feinheit und subtile Kraft, die die Mourvèdre-Traube hier auf dem richtigen Terroir und in den richtigen Händen an Ausdruck schaffen kann.