Tempier
Bandol blanc 2023

Der Bandol Blanc gehört zu den ganz eigenständigen Stimmen der Provence

93/100 – Robert Parker Wine Advocate

Der Bandol blanc der Domaine Tempier stammt aus zwei terrassierten Parzellen auf 300 Metern Höhe, mit kühler Süd-Südost-Ausrichtung und tiefgründigen, sandig-kalkigen Mergelböden aus der Santonien-Zeit. Es sind genau diese kalkhaltigen Lagen, die Bandol seinen legendären Ruf verleihen – und seit 2019 auch einen Weißwein von bemerkenswerter Ausdruckskraft hervorbringen.

Die Geschichte beginnt bereits 2016, als die Domaine diese sogenannten „restanques“ erwarb: alte Terrassenlagen, die einst als zu kühl galten für die kraftvollen Mourvèdre-Rotweine, sich aber als ideale Standorte für weiße Rebsorten erwiesen. Die Rebstöcke sind rund 30 Jahre alt, tief verwurzelt in durchlüftetem, kalkhaltigem Boden, der sowohl Struktur als auch Eleganz ins Glas bringt. Die Arbeit im Weinberg erfolgt konsequent manuell. Die Erträge werden durch eine grüne Lese auf 30 bis 38 hl/ha reduziert. Geerntet wird von Hand in 30-Kilo-Kisten, um die Trauben so unversehrt wie möglich in den Keller zu bringen. Dort angekommen, folgt eine strenge Selektion, die Trauben werden vollständig entrappt, sanft angequetscht und durchlaufen eine kurze Kaltmazeration bei etwa 12 °C. Nach dem behutsamen Pressen erfolgt die Spontangärung – ohne jeglichen Zusatz von Reinzuchthefen. Der anschließende Ausbau dauert acht bis zehn Monate und erfolgt in großen Holzfudern, die dem Wein Tiefe und Textur verleihen, ohne ihn zu überformen.

Die erste Nase ist noch zurückhaltend: zarte Anklänge weißer Blüten, Mandelblüten, Magnolie. Wirkt zunehmend üppig und cremig, mit stärker werdendem Kalkcharakter. Nach und nach entwickelt sich der weiße Bandol im Glas. Wird würziger, mineralischer, und es schälen sich erste Zitrusfruchtaromen heraus – das, was die Franzosen in der Provence als „agrumes“ bezeichnen: Limette, Grapefruit, Orange und Mandarine. Wow – am Gaumen dann ungemein zupackend, viel würziger und satter, als noch in der Nase erwartet, mit ungemein komplexem Aromenspiel, das zwischen Zitrusfrüchten, leicht bitterer Adstringenz (Tamarinde) und weißen Blüten hin- und her schwingt. Seine Faszination liegt im Abgang, der sich erst subtil andeutet und immer mehr entfaltet, je länger man den Wein noch im Mund spürt. Das Spiel zwischen anfänglicher Zurückhaltung, der kühlen und frischen Textur, die an Stein und zarte Cremigkeit erinnert, dem Entfalten der ersten Blüten bis hin zu ihren Früchten und dem würzig-salzig-mineralischen Nachhall macht Tempiers Bandol blanc zu einem unglaublich vielseitigen Wein, der seine Vielfalt auf ganzer Länge beeindruckend zeigen kann, und wie der Rosé der Domaine zu den ganz eigenständigen Stimmen der Provence zählt.

Ab sofort bis sicherlich 2034+.