Chainchon
„Le Puy“ Castillon – Côtes de Bordeaux, rouge 2022

Spitzenbordeaux, schon jung ein richtiger Spaß

Mit der Übername des Châteaus Chainchon hat Patrick Erésué (vormals Kellermeister und Önologe des ruhmreichen Châteaus Canon de la Gaffelière in St. Emilion) gleich begonnen zu modernisieren und auf biologischen Anbau umzustellen. Einerseits öffnete er seine Rebzeilen für diverses Grün, andererseits stattete er den Keller mit allem aus, was ihm Kontrolle über das Geschehen zu geben vermochte. Während es im Wingert frei zu leben begann, konnte er damit beginnen, Temperaturen und Sauerstoffgaben so zu steuern, dass die reiche Aromatik seiner Weine bewahrt wird, die kraftvollen Tannine aber ihre Widerständigkeit verlieren konnten. Seine Weine sind bei aller Kraft, die sie haben, trotzdem früh schon ein wahres Vergnügen. Von den vier Hektar seines „Le Puy“ werden Trauben bei 25 °C für 30 Tage auf der Maische gelassen. Um die Tannine zu besänftigen, gibt er dabei exakt die Menge Sauerstoff hinzu, die nötig ist – die Aromen und die Frische bleiben dabei völlig unangetastet: das ist Meisterschaft! Nach zwölf Monaten Reife in gebrauchten Barriques (vierte bis sechste Belegung) wird vorsichtig in weitere Barriques umgefüllt. Nach weiteren sechs Monaten geht es ohne Filtration auf die Flasche.

Leichte Trübung lässt den granatroten Merlot schon bei sachter Bewegung (bitte dekantieren!) zum funkelnden Rubin im Glas werden. Verblüffend-helle Würze (Graphit, Sandelholz, Nelke, Kakao, Kaffee, Laub, Butterkeks, Bohnenkraut, Lorbeer, Flieder, Lilie, Fenchel, Pfeffer) tritt hervor, dunkle und rote Fruchtnoten (Sauerkirsche, Himbeere, Pflaume, Walderdbeere, Brombeere, Olive) im Gefolge. Die Tannine, obschon recht gebändigt, gehen mit Säure und sachter Süße Hand in Hand bis der Bordeaux richtig lebendig wird und fast tänzerisch ausklingt. Das ist für den Preis schon sehr selten zu finden. Riesig!

Ab sofort bis mindestens 2035+.