Boisson-Vadot
Auxey-Duresses „Les Clous“ (Pierre Boisson), blanc 2023

In den USA gibt es eine Kette namens Schlotzsky’s, die mit dem Slogan „silly name – serious sandwich“ wirbt. Auxey-Duresses könnte diese Line leicht abgewandelt übernehmen, denn einfach auszusprechen ist der Appellationsname nicht. Es geht ungefähr so: Ossei-Düräss. Dass dort seriöse Weine entstehen können, hat die Weinwelt auch erst relativ spät gemerkt. Das liegt allerdings auch daran, dass der Ort eher zu den höher gelegenen an der Côte de Beaune gehört und die Trauben früher oft nicht reif geworden sind. Außerdem hat das benachbarte Meursault dem Örtchen immer den Rang abgelaufen. Heute verändern sich die Wertschätzungen, und Weinberge wie „Les Cloux“ oder „Les Clous“ sind sehr gefragt. Während dieser Text entsteht, wird auf der Weinversteigerungsplattform iDealwine gerade ein Auxey-Duresses aus derselben Lage versteigert. Es ist ein 2004er der Domaine d’Auvenay. Schätzpreis: 2.600 € pro Flasche, aktuelles Gebot 2.200 €. Es könnte einem egal sein, wenn solche Preise nicht auch immense Auswirkungen auf den Wert der Weinberge hätten. Und sich der Wertzuwachs nicht auf die Erbschaftssteuern in Frankreich auswirkte. Da dem aber so ist und in der Folge kleine Winzerfamilien immer häufiger das Nachsehen haben, weil sie diese Steuerlast nicht oder kaum tragen können, müssen sie die Weinberge oder gleich ganze domaines an Investoren verkaufen. So viel zu den Absurditäten dieser Region.

Aber zurück zum Wein. Der macht vom ersten Moment an so viel Freude, dass wir den d’Auvenay augenblicklich vergessen. Über der reifen und doch so frisch und saftig wirkenden Frucht liegt eine leicht rauchig-flintige Note wie ein Dunst, der mit der aufgehenden Sonne verfliegt. Dieser Akzent wirkt von Beginn an fast magisch, vor allem in Verbindung mit der feinen Holzwürze, den Assoziationen von Vanillekipferln, Mandelhörnchen, Birnen, Renekloden, Zitrone und Gestein. Es ist ein tiefer und gleichzeitig frischer und lebendiger Duft, den der „Les Cloux“ ausstrahlt. Die Tiefe erhält der Wein nicht zuletzt dadurch, dass er je nach Jahrgang bis zu 22 Monaten auf der Hefe bleibt und diese auf ganz wunderbare Weise mit Frucht und Säure in Einklang bringt. Komplex ist dieser Wein, sinnlich-seidig mit einem ganz feinen Gerbstoff, einer Anmutung von tarte tatin, mit Mineralität, Energie und einer Spannung, die sich tief in das volle, auskleidende Finale zieht. Wow, das ist einfach großartig!