Richard Rottiers
Moulin-à-Vent „Dernier Souffle“, rouge 2023

Würzig-tiefgründiger Rotweinspaß – ein Hoch auf die Eleganz!

93/100 – Vinous

Zugegeben, man muss schwarzen Humor mögen, um bei der Namensgebung der Parzelle „Dernier Souffle“ ein wenig ins Schmunzeln zu geraten, denn der „letzte Atemzug" liegt gleich neben dem Friedhof der Gemeinde Romanèche-Thorins. Aber so ist es eben: Das Leben ist ein ewiges Werden und Vergehen, ein Kreislauf, der immer weitergeht. Und so hat es nichts Verwerfliches, sich daran zu freuen, dass ausgerechnet der „Dernier Souffle“ eine der absoluten Toplagen der kleinen Appellation Moulin-à-Vent ist. Der von uns so sehr geschätzte Biowinzer Richard Rottiers hat sich in dieser besonderen, stark von Granit geprägten Lage etwa 0,8 Hektar gesichert – eine geniale Entscheidung. Das Gestein verleiht dem Wein eine enorme Tiefe und lässt diesen Moulin-à-Vent in neue Dimensionen vorstoßen, wenn es um Struktur und Ernsthaftigkeit geht. Wir sind hier sensorisch deutlich näher am etwas weiter nördlich gelegenen Burgund als im Beaujolais – auch wenn Moulin-à-Vent zur letztgenannten Weinbauregion gehört. Aber eins nach dem anderen: Richard bewirtschaftet die gen Osten ausgerichteten, etwa 60 Jahre alten Anlagen biologisch, die Pfalzdichte ist mit etwa 10.000 Stöcken pro Hektar hoch, was die Reben dazu zwingt, tief zu wurzeln, gelesen wird von Hand. Wie in der Region üblich, findet eine macération semi-carbonique statt, also eine Art der Kohlensäuremaischegärung. Bei dem Verfahren werden ganze Trauben unter teilweisen Sauerstoffausschluss vergoren, was Fruchtaromen besonders intensiv hervortreten lässt. Wobei der „Dernier Souffle“ – und gerade das zeichnet der Wein besonders aus – gleichzeitig über eine immense Würze eine tiefgründige Mineralität verfügt, die sich bereits im Duft zeigt: Neben knackigen roten Früchten, da ist viel Kirsche, aber auch Schlehe und Waldhimbeere zeigen sich, bezaubern uns wunderbar würzige Kräuteraromen, dazu heißer Stein und etwas Rauch – hier kommt der achtmonatige Ausbau im Eichenholzfass ins Spiel, insgesamt ist das ein herrlich geschliffener Terroir-Ausdruck. Am Gaumen dann geschliffene, knackige Gerbstoffe von hoher Güte, dazu ein frischer Säurefaden, wieder Kirsche plus eine packende Mineralität und ein grip, den man in dieser Appellation kaum zu erwarten hofft. Der „Dernier Souffle“ ist ein ungemein erwachsener Rotwein, der exzellent reifen wird – und er ist eine exzellente Alternative zu deutlich teureren Kreszenzen aus dem Burgund.

Ab sofort bis 2035