Corvers-Kauter
Assmanshausen Pinot Noir 2022

93+/100 – Falstaff

Der Fokus von Corvers-Kauter liegt eindeutig auf Riesling, nicht von. Ungefähr macht hier diese Sorte rund 80 % der Rebfläche aus. Doch auch der anspruchsvolle Pinot Noir findet in Assmannshausen, am Nordufer des Rheins, perfekte Bedingungen vor. Die Böden sind hier denen in Burgund nicht unähnlich. Allerdings bestehen sie hier vor allem aus wärmespeicherndem Phyllitschiefer, zum Teil von Schieferverwitterungssänden durchsetzt. So wird Regenwasser zuverlässig abgeleitet, er speichert aber zugleich die tagsüber eingefangene Wärme – die kühlen Luftströmungen des Flusses dienen als zusätzliche natürliche Klimaanlage. Die Reben, teilweise über 30 Jahre alt, wurzeln tief und schöpfen aus den mineralreichen Schichten ihre Kraft. Das alles zusammen gibt diesem Pinot Noir eine besondere Tiefe, Würze und einen bemerkenswerten touch straffer Mineralik. Das Wetter im Jahr 2022 war von sonnigen Tagen, ausreichend Regen zur rechten Zeit und kühlen Nächten geprägt – idealen Witterungsbedingungen also für die Trauben. Dr. Matthias Corver und sein Sohn Philipp, die heute das 250 Jahre alte Weingut leiten, verstehen es, diese dann auch perfekt in die Flasche zu bringen. Im Weinberg erfolgt fast jede Arbeit von Hand – vom Laubschnitt bis zur selektiven Handlese. Die Reben werden nachhaltig und nach ökologischen Kriterien gepflegt. Im Keller vertrauen Vater und Sohn auf traditionelle Methoden. Die Trauben werden vorsichtig entrappt, gefolgt von einer Kaltmazeration, um die Aromen sanft aus der Beerenhaut zu lösen. Nach der Spontangärung reift der Wein teils im großen Holzfass, teils in gebrauchten Barriques. So bewahrt der Pinot Noir seine feingewobene Struktur und erlangt Tiefe und Komplexität.

Im Glas schimmert der Wein in einem wunderbar dunklen Karminrot mit zarten, mahagonifarbenen Reflexen. Das Bouquet ist überraschend opulent, Amarenakirsche ganz vorne, dicht gefolgt von fruchtigen, süßen und zugleich tiefen Noten von Brombeere und Himbeere, dazu warme Gewürze wie Zimt und Piment sowie eine feine Holznote. Mit etwas Luft wird das Aroma immer dichter und dunkler und es erwachen Noten von Walnuss, Mandel, Marzipan und Waldboden, später auch Preiselbeere und Lorbeer. Über den Gaumen legt sich ein dicht gewebter Aromenteppich, bei dem die Süße der Amarenakirsche der Frische einer reifen Schattenmorelle weicht. Darin auch verwoben sind Cranberrys, wilde Heidelbeeren, wieder Preiselbeere und Zedernholz. Die Tanninstruktur ist fein und seidig, die Säure saftig, animierend, immer frisch und lebendig. Das macht ihn auch zu einem wunderbaren Speisenbegleiter wie etwa zu Pilzrisotto oder Rehragout. Ein Wein, der die Erinnerung an besondere Ereignisse noch ein wenig „besonderer“ macht!