Corvers-Kauter
Rheingau Pinot Noir 2023

Eine 500 Jahre währende Tradition des Spätburgunders um Assmannshausen ist doch eigentlich ein gewaltiger Grund zu feiern. Stattdessen betonte die Fachwelt gerne allzu oft den Niedergang, der Mitte des letzten Jahrhunderts einsetzte. Dass mittlerweile der Anschluss an das Weltniveau erreicht, im Falle des Weingutes Corvers Kauter sogar mehr als deutlich überschritten wurde, findet dort nun gottlob endlich ein Echo. Der Spätburgunder hat dort mit seiner kontinuierlich-hohen Qualität einen großen Anteil am Erfolg der Aufholjagd. Die Schieferböden, das insgesamt günstige Klima (ein Fluss, der Kälte abtransportiert, Wärme abgibt – der Taunus der eisern Kaltluft von Norden abhält: Luxus!) und das ganze Wissen um die Pflege der Reben, die Weinbereitung haben den Rotwein im Rheingau quasi zu einer Konstante werden lassen. Selbstverständlich erfolgte auch hier eine behutsame Neuausrichtung – die Begeisterung für das Burgundische Modell war in der Weinwelt einfach gewaltig. Matthias und Philipp Corvers zeigen nun Jahr für Jahr wie ihre Pinot Noirs französische Tugenden und Eindeutigkeit einer Rheingau-Herkunft kongenial vereinen. Schonung ist für sie erstes Gebot: Die Bioland-zertifizierten Trauben werden von Hand gelesen und auf der Maische für mehrere Wochen vergoren (in offenen Bottichen). Eine alte Korbpresse überredet die Trauben sanft, ihren Saft abzugeben; schließlich soll dieser ja in seine Barriques (gebrauchte, im Falle unseres Rheingau Pinot Noir) zur Reifung umziehen. Wunderbar präsente, rote Frucht (Kirsche, Erdbeere aus dem Wald und vom Feld, Himbeere) und bemessen-dezente Würze (geröstete Nüsse, Leder, Rauchschinken, Vanille, Lakritze, Potpourri, grüne Gewürze, Nelke, Laub und ein Hauch Flint) strömen sofort an unsere Nasen. Die angenehm-helle, von Granatrot dominierte Farbe verrät, dass Offenheit und Großzügigkeit diesen Pinot bestimmen sollen. Wenn wir den Wein auf unserer Zunge bewegen, bekommen wir neben einem eleganten Säurespiel auch einen samtenen Tanninteppich geboten – beide Eindrücke verhelfen den Aromen zu fulminantem Auftrieb. Dieses Sinnenspektakel lässt uns doch tatsächlich immer wieder ungläubig auf das Etikett schauen: kann es wirklich sein, dass dieser Bombentropfen nur ein Gutswein sein soll? Wirklich? Oh Glück!