Christmann & Kauffmann
Königsbacher Heidböhl Brut Nature 2020

95/100 – James Suckling

Mit dem Königsbacher Heidböhl haben die Christmanns vor einigen Jahren einen Weinberg übernehmen können, den sie sich schon lange als Ergänzung zum benachbarten Idig gewünscht hatten. Der dort gepflanzte Riesling wird für Stillwein genutzt, der Weiß- und Spätburgunder ist dem Sektweingut Christmann & Kauffmann vorbehalten. Spannend ist dabei, dass der Heidböhl als östliche Verlängerung des Idig in Richtung Rheinebene reicht, flacher nach Süden abfällt und dadurch etwas kühler ist als der Idig selbst. Der Weinberg liegt auf 145 bis 158 Metern Höhe und ist geprägt von Buntsandstein und Aktivkalk. Mit seiner typischen Königsbacher Würze und der steinigen Mineralität fügt er sich hervorragend ins Portfolio beider Weingüter ein.

Der Königsbacher Heidböhl Brut Nature stammt von Spätburgunder- und Weißburgunder-Reben, die 1993 gepflanzt wurden. Das Jahr 2020 begann entspannt und sollte sich auch weitestgehend so fortsetzen. Zunächst gab es eine gute Wasserversorgung im regenreichen Februar. Dann folgte ein sonniger Frühling und eine Blüte im Mai, ohne dass die Gefahr von Spätfrösten bestanden hätte. Der Sommer war nahezu perfekt – mit viel Sonne, ausreichenden Niederschlägen und nicht zu viel Hitze. So konnten am 24. und 26. August die Trauben mit einer perfekten Säure und einem vergleichsweise niedrigen Zuckergehalt gelesen werden, der später nach dem Durchgären der Trauben für lediglich 11,5 Vol.-% Alkohol sorgte. Sie wurden in einer modernen Willmes-Presse schonend gepresst, wobei nur die Cuvée, also der erste und feinste Teil der Pressung, verwendet wurde. Der Grundwein wurde im Holzfass vergoren und ausgebaut. Dort fanden auch der biologische Säureabbau und die Reifung statt, bis der Wein im Juni 2021 auf die Flasche kam und dort 46 Monate auf der Hefe reifte. Im April 2025 wurde der Sekt ohne Dosage dégorgiert.

Die Burgunder-Cuvée Königsbacher Heidböhl ist ein höchst eigenständiger Sekt, der sich jeder vorschnellen Kategorisierung entzieht. Er erinnert weder an typische französische Schaumweine noch an deutsche – und das macht ihn natürlich ganz besonders. In der Nase wirkt die Cuvée noch verhalten und präsentiert sich mit Anklängen von Graphit, nassem Gestein, ein wenig Zitrone und Kernobst. Am Gaumen öffnet sich der Sekt und gewinnt direkt an Volumen und Fülle. Hier zeigt er reife und knackige Noten von Birnen mit einem Beiwerk aus Himbeeren und Berberitzen. Die Perlage wirkt seidig und nobel, während die Säurestruktur für Frische und Druck sorgt. Richtung Finale wird die Assemblage aus Weiß- und Spätburgunder immer schlanker und pikanter, mit feiner Mineralik, Anklängen von Limettenzesten und Salz. Es ist zutiefst beeindruckend, wie deutlich das noch so junge Sektweingut Christmann & Kauffmann den Blick auf deutschen Sekt verändert – auch und nicht zuletzt mit dem Königsbacher Heidböhl!