Jülg
„Jean-Fritz“ Les Frères 2022

Es ist längst kein Geheimnis mehr: In der Pfalz werden internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah nicht nur erfolgreich kultiviert – sie bringen mittlerweile Weine hervor, die durch ihre Qualität und Ausdruckskraft überraschen und begeistern. Ein eindrucksvolles Beispiel ist diese Rotweincuvée „Jean-Fritz Les Frères“ vom Weingut Jülg in Schweigen-Rechtenbach. Ein erfrischender, zugänglicher, ja bewusst unkomplizierter Wein, den man jenseits der Grenze als vin de soif – als „Wein des Durstes“ – bezeichnen würde. Mit seiner lebendigen Säure und seiner angenehmen Frucht begleitet er selbst herzhafte Speisen wie Würste oder kräftige Fleischgerichte mit Leichtigkeit und Charme. Wie kommt es, dass ein solcher Rotwein heute ausgerechnet in der Pfalz entsteht? Die Gründe sind vielschichtig: Zum einen profitieren die Reben von mildem Klima und langen Vegetationsperioden, die eine präzise aromatische Entfaltung und elegante Reife ermöglichen – Bedingungen, die durch den Klimawandel weiter begünstigt wurden. Höhere Durchschnittstemperaturen und stabilere Witterungsverläufe schaffen heute selbst für anspruchsvolle Sorten optimale Voraussetzungen. Zum anderen bietet vor allem die Südpfalz mit ihrer geologischen Vielfalt ein ideales Terrain für unterschiedlichste Stilistiken. Hinzu kommt das Selbstverständnis der hiesigen Winzer: offen, neugierig, innovationsfreudig. Die Pfalz – gelegen zwischen Rheinebene und Pfälzerwald, zwischen französischer Grenze und Deutscher Weinstraße – ist nun mal eine Region im Aufbruch. Johannes Jülg beweist mit diesem „Les Frères“ Mut zur stilistischen Vielfalt: Er vereint die „Gebrüder“ Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah zu einer fein abgestimmten Assemblage, die das Potenzial der Sorten eindrucksvoll ausschöpft. Handlese und schonende Verarbeitung geben dem Wein Präzision und Finesse, der Ausbau im Holzfass sorgt für Struktur und Tiefe. In der Nase fasziniert ein subtiles Bouquet von reifen dunklen Waldbeeren, unterlegt mit schwarzem Pfeffer, Tabak und Kräutern der Provence. Am Gaumen ist der Wein kraftvoll und ausgewogen – getragen von samtigen Tanninen, gut integrierter Säure und einem langen, animierenden Abgang. Ein Wein, der teils auf deutscher, teils auf französischer Seite gelesen wurde – und damit auch die grenzüberschreitende Identität seiner Herkunft verkörpert. „Jean-Fritz“, halb deutsch, halb französisch, steht wie kaum ein anderer für diese Verbindung. Ein Wein, dem Reife und Frische, Charakter und Balance zueigen sind – und der zeigt, dass internationale Rebsorten in der Pfalz nicht mehr nur reif werden können, sondern längst auch internationales Niveau erreichen.