
Jakob Schneider
Norheimer Dellchen Riesling trocken
2024
Ein wunderbar gesetzter und offenherziger Riesling der Extraklasse
97 Punkte verlieht Stuart Pigott (James Suckling) dem großen trockenen Riesling aus dem Dellchen im Vorjahr. Damit gehört der Riesling zu den besten des Jahrgangs. Noch sind die Wertungen für dieses Jahr nicht veröffentlicht, doch wir sind uns gewiss, dass der Jahrgang 2024 an die Erfolge des Vorgängers anschließen kann. Einen gewissen Erfolgsdruck besitzt Jakob hier allerdings und erklärt auch wieso: „In der Hermannshöhle, beim Magnus sowie in der Klamm habe ich gut sieben Hektar Steillage und kann für den perfekten Wein gut selektionieren. Im Dellchen besitzen wir nur ein halbes Hektar!“ Hier müssen also die Ausgangsbedingungen auf Anhieb stimmen, denn eine Herabstufung oder der Verschnitt in andere Weine bedeutet drastische Mengeneinbußen. Doch so viel sei gesagt: die Ausgangsbedingungen in einer Lage wie dem Dellchen sind gut: Vulkanisches Gestein und grauer Schiefer bilden hier eine Symbiose für einen Wein, der zum Oberhaus deutscher Rieslingkunst gezählt werden darf. Das rund 6ha umfassende Dellchen verströmt puren Charme, auch weil die Trauben hier seit jeher bestens ausreifen, die Terrassen und ihre Mauern für eine ideale Exposition sorgen.
Und in der Tat haben wir es hier mit einem Riesling zu tun, dessen Vollkommenheit und Erhabenheit uns begeistert. Das Dellchen zeigt sich so lagentypisch, geradezu exemplarisch. „Dellchen ist immer etwas smoother als die Klamm“ fasst Jakob zusammen. In der Tat: ein potpourri aus Aprikosen, Clementinen, auch Nektarine, steigt aus dem Glas. Das Bouquet ist fruchtintensiv, zeigt aber ebenso Anspruch und Tiefgang. Es handelt sich hierbei nicht um einen aufs Puristischste zugespitzten Riesling, sondern um einen, der ob seiner Perfektion und Ausgewogenheit zu überzeugen weiß. Man trinkt ein Glas und spürt, dass man es hier mit einem komplexen und enorm hochwertigen Wein zu tun hat. Dabei ist auch besonders der Nachhall des Dellchens zu erwähnen, der immer feiner werdend, sich enorm langgezogen über Minuten erstreckt und einen famosen, bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein Riesling, der im Kunstbereich eher mit einer Marmorstatue Michelangelos zu vergleichen wäre als mit einer reduzierten Bronzeplastik Giacomettis. So kennen wir das Dellchen auch aus dem Hause Dönnhoff. Oder erkennen wir hier Dönnhoff im Glas, weil sich das Dellchen über die Weingüter hinweg als Unikat abzeichnet? Ein Gedankenspiel, das wir gerne mit einem weiteren Glas aufzulösen suchen.
Zu genießen ab Freigabe im Herbst 2025, Höhepunkt wohl ab 2026, Potenzial bis 2045.
Zutatenverzeichnis:
Trauben, Zucker, Apfelsäure (E 296), Cellulose (E 463 – E 466; E 468; E 469)
Winzerstraße 15
55585 Niederhausen
Deutschland
Jakob Schneiders Norheimer Dellchen ist ein quasi vollkommener Riesling. Saftig, fruchtintensiv, charmant und von einer Balance, die ihresgleichen sucht.