
Jonas Dostert
Elbling „Alte Reben“, weiß
2023
Sehr zarte, feine und lebendige Interpretation einer traditionell wichtigen Rebsorte!
„Nach einem Jahr Auszeit gibt es wieder einen Elbling von meinen alten Reben. Mit dem Elbling ist das immer so eine Sache … Das Bild, das ich mir von der Rebsorte mache, wandelt sich stetig“, beschreibt Jonas Dostert sein Verhältnis zu diesem klassischen Gewächs der Obermosel. Und weiter: „Er lebt von der Säurestruktur und einem wässrigen Element, das ich so bei kaum einer anderen Rebsorte finde. Das ist schlüssig, immerhin bildet die Rebsorte sehr dicke Beeren aus, die eine dünne Schale und umso mehr Saft enthalten. So lästig die Pflege des Elblings das Jahr über ist, in der Flasche versöhnt das Ergebnis.“
Tatsächlich hätte Jonas 2023 am Elbling verzweifeln können. In diesem Jahr war es Oidium, also der Echte Mehltau, der genau zu einer Zeit im Weinberg auftauchte, wo eine Traubenwäsche mit viel Wasser und Backpulver zwar das Oidium bei Chardonnay, Grauburgunder und Spätburgunder in den Griff bekommen hat, doch „befand sich der Elbling in einem kritischen Reifefenster, bei dem die Zellen sich noch teilen bzw. dehnen. Einzelne Zellen der Schale, die durch den Pilz befallen sind, teilen oder dehnen sich nicht mehr. Der gesunde Teil der Beere wächst weiter, der befallene nicht. Dadurch entstehen Spannungen, die die Beerenschale aufreißen lassen. Es kommt, was kommen muss. Da die Trauben zu dem Zeitpunkt bereits »im Saft« waren, traten umgehend die ersten Pilze und Bakterien auf …“, und so hat Jonas rund 60 % seines Elblings verloren. Bei einer Gesamthektarzahl von nicht einmal drei Hektar ist das ein herber Verlust. Trotzdem ist Jonas mit dem Jahrgang überaus zufrieden und er mag das Ergebnis, das der Elbling im Keller geliefert hat, sehr – so wie wir übrigens auch!
Der Elbling besitzt alles, was einen klassischen deutschen Weißwein aus einem kühlen Klima ausmacht. Und es erstaunt uns immer wieder, dass er so selten geworden ist. Der Elbing gehört zu den ältesten weißen Rebsorten Deutschlands. Schon die hohe Anzahl an Synonymen deutet darauf hin und ebenso die erste Erwähnung im Jahr 1483. Man geht heute davon aus, dass er bis in späte 18. Jahrhundert hinein die mit Abstand häufigste Sorte hierzulande war und erst dann langsam, aber nachhaltig erst vom Silvaner und dann vom Riesling verdrängt wurde. Gehalten hat sich der Abkömmling des Weißen Heunisch bis heute an der Obermosel, wo ihm der dortige Kalkstein und die gemäßigten Temperaturen ein ideales Terrain bieten. Da die Obermosel im Laufe der letzten Jahrzehnte nur wenige hochklassige Repräsentanten der Winzerzunft hervorgebracht hat, deren Weine über die Region hinaus Aufsehen erregt haben, hat es auch der Elbling nicht in die vorderen Reihen der Popularitätsskala geschafft. Für uns ist er so etwas wie der deutsche Muscadet. Ein Wein, der nicht mit vordergründiger Aromatik punktet, sondern mit Finesse, Frische, Textur und Struktur. Jonas’ 2023er-Elbling „Alte Reben“, der von mehr als 40 Jahre alten Stöcken stammt, die im Kalkstein wurzeln, präsentiert sich mit einem leichten Kupferton und einer ebenso dezenten Trübung. Bei ihm im Keller wird ja extrem wenig gemacht. Der Ausbau erfolgt in gebrauchten Fässern, es wird nichts geschönt oder filtriert und in diesem Jahrgang konnte er sogar erstmals ohne zu pumpen füllen und dem Wein dadurch jeglichen Stress ersparen. Der Elbling öffnet sich mit Noten von Viezäpfeln, Zitronenschalen, Heu, Kräutern und einer ganz feinen Hefesüße. Am Gaumen wirkt dieser Wein tonisch, zart und fein, dabei aber durchaus mit Tiefgang, lebendig und salzig mundwässernd. Es ist ein wenig wie die Quadratur des Kreises, denn der Elbling besitzt gar keine so druckvolle Säure, wirkt aber trotzdem agil und frisch und verfügt – wie Jonas es nennt – über ein „wässriges Element“, das den Wein jedoch keineswegs verwässert, sondern eine eigene Leichtigkeit verleiht. So ist hier ein Charakterwein mit Phenolik, dezentem Alkohol und einem Potenzial für einiger weitere Jahre entstanden.
Ab sofort mit etwas Luft und dann sicherlich bis 2034+.
Moselstraße 45
54453 Nittel
Deutschland
Jonas Dosterts Elbling „Alte Reben“ 2023 gehört zum Besten, was diese Traditionsrebsorte in Deutschland zu bieten hat. Ein famoser Wein!