Falkenstein
Niedermenninger Im Kleinschock Riesling Kabinett (AP20) 2024

Schockverliebt! Warum Riesling aus dieser Parzelle so federleicht und doch tiefgründig ist

Manchmal flüstert ein Wein, wo andere laut sind – und doch bleibt sein Eindruck ungleich tiefer, seine Aura nachhaltiger. Der 2024er Im Kleinschock Riesling Kabinett vom Hofgut Falkenstein ist so ein Wein: zurückhaltend im Alkohol, aber expressiv im Ausdruck, zart gebaut und doch voller innerer Spannung. Ein Riesling wie aus einer anderen Zeit, benannt nach einer alten, historischen Parzelle im Süden von Niedermennig (früher Schock genannt), einer besonderen Exposition mit Süd-Südwest-Ausrichtung. Formal dem Niedermenniger Sonnenberg zugeordnet, ist er in Charakter und Stil eigenständig genug, um unter eigenem Namen zu firmieren. Die alten, teilweise wurzelechten Reben stehen in einem spannungsreichen Bodenmix aus Grauschiefer, Quarz, Sandstein und vulkanischen Fragmenten – einem Terroir, das sich in Präzision und Würze deutlich widerspiegelt. Im Glas leuchtet der Kleinschock in hellem Strohgelb – zurückhaltend, aber vielversprechend. Die Nase ist betörend duftig: feine Muskatblüte, Wassermelone, Grapefruit, Zitronenmelisse, Orangenblüte, dazu eine fast scheurebeartige Aromatik, die zwischen floraler Opulenz und ätherischer Frische changiert. Ein Wein, der flirtet – zwischen Frucht und Blume, Würze und Luft. Am Gaumen ist dieser Kabinett federleicht und doch saftig, getragen von einer zupackenden, vibrierenden Säure, die dem fein dosierten Restzucker (47 g/l) eine filigrane Struktur gibt. Die Balance ist meisterhaft: nie pappig, nie aufdringlich, sondern klar, tänzerisch, fast kristallin. Wie ein zartes Destillat aus Frühlingslicht und Schieferstaub. Die Muskatwürze bleibt als dezenter Nachhall zurück, während ein Hauch von Blütenduft und reifer Zitrusfrucht lange auf der Zunge verweilt. Wie alle Weine des Hofguts Falkenstein ist auch dieser Kleinschock das Ergebnis bedingungsloser minimalistischer Handarbeit. Im Ganzen gepresst, spontan vergoren im traditionellen Moselfuder, unverfälscht und ungeschönt – ein Kind des Terroirs und der Intuition. Hier wurde nichts gemacht, hier ist alles gewachsen. Der Jahrgang 2024 ist – bedingt durch einen Spätfrost im April – extrem klein. Doch was an Menge fehlt, macht der Wein an Charakter und Tiefe mehr als wett. Kein Wein für Eilige, sondern für Geduldige: Wer ihm Zeit gibt, wird erleben, wie sich diese verspielte Frucht öffnet, wie sich Würze und Struktur entfalten, wie aus einem Kabinett große Poesie wird. Ein stiller, leuchtender Moment in der Flasche – und ein seltenes Juwel aus dem Konzer Tälchen.

Zu genießen ab sofort, Höhepunkt bis nach 2035.