Holger Koch
Weißburgunder „Steinfelsen“ (Edition Pinard de Picard) 2024

Weißburgunder ist eine ebenso interessante wie häufig unterschätzte Rebsorte. Als neulich eine kleine Expertenrunde zusammensaß und über die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemachten Fortschritte im deutschen Weinbau debattierte, lautete eine von vielen Teilnehmern unterstützte These: Chardonnay und Spätburgunder haben bereits ein sehr hohes Qualitätsniveau erreicht, die signifikantesten Fortschritte gab es zuletzt beim Weißburgunder! Klar, darüber kann man diskutieren, wir halten die Aussage jedoch für durchaus satisfaktionsfähig. Denn es stimmt schon: Chardonnay und Pinot Noir, die Stars aus dem Burgund, hatten die große Bühne lange Zeit für sich. Gleichzeitig hat der Grauburgunder seine Nische gefunden, nicht selten in durchaus spannenden Varianten inklusive Maischevergärung. Der Pinot Blanc – so die französische Bezeichnung – segelte derweil zu Unrecht etwas unter dem Radar. Dabei bietet die Sorte, deren Ursprung irgendwo im Gebiet zwischen dem Genfer See und dem Rhônetal vermutet wird und den Zisterzienser-Mönche vermutlich im Mittelalter in den Rheingau gebracht haben, einige Vorzüge: Er vereint eine lebendige Säure mit einem schönen Schmelz, und auch wenn er vielleicht nicht ganz die Pikanz des Chardonnay besitzt, so verfügt er doch über einen ausgesprochen warmen Charme, der viel Freude macht. Für Holger Koch, den badischen Burgunderflüsterer aus dem schönen Bickensohl am Kaiserstuhl, ist die Rebsorte ohnehin ein natürlicher Verbündeter, aus der er Weine voller Saftigkeit, Druck, Eleganz und einer feiner Aromatik keltert. Die Weißburgundertrauben für den „Steinfelsen“ in der von uns für Sie, werte Kunden, ausgewählten Edition Pinard de Picard stammen aus einer kühlen und windigen Westlage, das Terroir wird hier von Löss- und Lehmböden sowie dem vulkanischen Untergrund dominiert. Die per Hand gelesenen Trauben lässt Holger Koch spontan im 1200-Liter-Holzfass vergären, im großen Holzfass findet auch der Ausbau auf der Feinhefe statt. Interessantes Detail: Etwa sechs Prozent der Trauben werden auf der Maische vergoren, was einen zusätzlichen grip-Kick gibt. Der Wein duftet nach hellen Früchten, roter Apfel, reife Birne, Pfirsich und eine Spur Minze sind dabei, dazu kommen weiße Mandel, etwas Vanille und feiner Rauch. Am Gaumen dann eine sehr lebendige Säure, der Weißburgunder ist griffig und saftig, roter Apfel kommt dazu, wieder Mandel, der Wein packt zu, bleibt aber immer charmant, das ist großartig balancierte Burgunderfreude – vielen Dank, lieber Holger!