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Livio Felluga – Brazzano - Friaul

Livio Felluga – „Der Vater des modernen Weinbaus im Friaul.“ – Jancis Robinson, MW

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Region
Friaul
Rebfläche
159 ha
Zusammenarbeit
seit 2023
Historie
Weinbau seit 1956

Wenn es um die großen Namen in der modernen Geschichte des italienischen Weins geht, dann steht Livio Felluga in der ersten Reihe. Er gehört zu den wichtigsten Erneuerern italienischer Weißweine seit den 1960er-Jahren. Auch wenn längst die nächsten Generationen rund um Filippo und Andrea Felluga die Geschicke des Weinguts prägen, so ist es doch sein Name und sind es seine Verdienste, die in Italien und bei allen, die ein Faible für italienische Weine haben, weiterhin präsent sind.

Livio Fellugas Leben ist eng verwoben mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs in eine Region geboren, die wie wenige andere unter dem Krieg leiden sollte, denn seine Heimat Istrien und das Collio waren Schauplatz der Schlachten am Isonzo. Das Gebiet gehörte damals noch zur k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarn. Nach dem Krieg wurden Istrien und das Collio Teile Italiens und der Region Julisch Venetien. In Folge des 2. Weltkriegs wurde die Region erneut geteilt. Slowenien entstand, und mitten durch das Collio zog sich fortan der Eiserne Vorhang. Als Livio Felluga 1956 – er war zeitweise in Kriegsgefangenschaft gewesen – in Brazzano bei Cormòns sesshaft wurde, bestand von der Welt, in die er hineingeboren wurde, eigentlich nichts mehr, weder seine Heimat noch seine Familie oder der Weinhandel seiner Vorfahren. Livio, mittlerweile in seinen Vierzigern, entwickelte dort, wo er sich niedergelassen hatte, eine Idee, die ihm zuvor gekommen war, weiter. Er wollte in den Hügeln von Rosazzo ein Weingut gründen und moderne Weine erzeugen. Also rekultivierte er verwaiste Weingärten und pflanzte neue an, beschäftigte sich mit der Weinbaugeschichte der Region und schuf eine Marke, die vor allem ab den 1970ern ein Synonym für moderne norditalienische Weißweine werden sollte. So wurde er zum Vordenker einer Region und später mit dem Ehrentitel „Patriarca dell’enologia friulana“ (Patriarch des friulanischen Weinbaus) bedacht.

Bei seiner Beschäftigung mit der weinbaulichen Historie der Region stieß Felluga auf alte Karten, die zur Grundlage für das Markenzeichen seines eigenen Weinguts wurden: Es ist die moderne Form einer historischen Karte, die das Weingut als Etikett nutzt. Aus Gesprächen mit altgedienten Winzern und Aufzeichnungen, die er entdeckte, entwickelte er sein Rebsorten-Portfolio. Er setzte auf klassische Rebsorten, die die Region hervorgebracht hat oder die schon lange heimisch waren, aber auch auf Sorten, die Ende des 18. und 19. Jahrhunderts aus Frankreich in den Norden Italiens gelangt waren. Das waren an heimischen Sorten der Picolit, Ribolla Gialla, Malvasia Istriana oder Refosco dal Peduncolo Rosso und an zugewanderten der Friulano (eigentlich: Sauvignonasse), sowie Sauvignon Blanc, Pinot Grigio, Pinot Bianco, Chardonnay, Merlot und Cabernet. Die Reben profitierten dabei von dem besonderen Klima zwischen den Ausläufern der Voralpen und dem Golf von Triest einerseits und den alkalischen und mineralischen Ponca-Böden mit einem Gemisch aus Sandstein Ton und Kalkmergel andererseits. Der Stil seiner Weine wurde so erfolgreich, dass Livio Felluga seiner Familie, als er 2016 im Alter von 102 Jahren starb, ein Weingut mit 228 Hektar Land inklusive 159 Hektar Reben hinterließ. Die Weine werden heute in 80 Länder exportiert.

Filippo und Andrea Felluga haben derweil die Qualität der Weine noch weiter gesteigert. 500 Stunden Handarbeit verwenden ihr Team heute durchschnittlich pro Hektar, um die bestmöglichen Weine zu erzeugen, aber auch, um für die Reben ein Umfeld zu schaffen, das auf nachhaltige Nutzung und umweltfreundliche Bewirtschaftung setzt. Insofern ist das Weingut in das nationale Qualitätssystem für die integrierte Produktion (SQNPI) eingebunden und nimmt am Nachhaltigkeitsprogramm für den Weinbau des italienischen Umweltministeriums teil.

Besonders stolz ist die Familie darauf, dass sie die Weingärten der berühmten Abbazia di Rosazzo, der Abtei der Rosen, übernehmen durfte. Die Abtei wurde vor rund 1.000 Jahren von Augustiner-Mönchen erbaut. Es folgten 1091 die Benediktiner, dann 1522 die Dominikaner. Im Mittelalter spielte Rosazzo spirituell und wirtschaftlich eine führende Rolle im Friaul. Später, im 19. Jahrhundert, wurde die Abtei Sommerresidenz der Bischöfe von Udine, heute ist sie ein Kulturzentrum. Im gesamten Lauf ihrer Geschichte war der Wein des Klosters berühmt, zwischenzeitlich sogar der Lieblingswein der Dogen von Venedig. „Mit unserem neuen Wein möchten wir diese historischen Traditionen fortsetzen“, so Andrea Felluga, der 2011 die 18 Hektar der Abtei pachten konnte. Der Wein dieses Weinbergs steht in einer Doppel-Spitze des beeindruckenden Portfolios an Weinen, die die Felluga heute im Friaul erzeugen. Der andere Wein, der dort zu finden ist, ist der „Rosazzo Terre Alte“. Dieser Weißwein, der vom GAMBERO ROSSO 2022 zum Weißwein des Jahres gekürt wurde, ist für den Weinführer „eine echte Ikone des italienischen Weißweins und im Ausland zu einem Symbol für das »Made in Italy« geworden so wie etwa ein Anzug von Armani. Es handelt sich um eine der seltenen Marken, die viele ausländische Weinliebhaber – die lange Zeit davon überzeugt waren, dass unser Land nur für die Produktion großer Rotweine geeignet sei – vom unbestrittenen Qualitätspotenzial unserer Weißweine überzeugt hat.“

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