Velich, „TO“ weiß 2020

Mit dem „TO“ hat Heinz Velich einen Wein geschaffen, der wie kaum ein anderer trockener Weißwein für den besonderen Weinbau am Neusiedler See steht. Für jene, die nicht aus dem Seewinkel des Neusiedler Sees stammen, ist dies zunächst einmal ein Wein mit einem ungewöhnlich kryptischen Namen, der sich allerdings hervorragend einreiht in Velichs Portfolio. Dort findet man neben dem „TO“ schließlich auch noch den „Tiglat“ und den „Darscho“. Beim „TO“ hat er ein bisschen geschummelt; denn eigentlich müsste der Wein „TÓ“ heißen so wie bei „Fertő tó“, was Ungarisch ist und „Neusiedler See“ bedeutet. „TO“ heißt also schlicht See.

Der Neusiedler See ist ein einzigartiger Naturraum. Er ist ein sogenannter Steppensee, der an seinem tiefsten Punkt gerade einmal 1,8 Meter tief ist und in Jahren wie 2022 auszutrocknen drohte. An seinem flachen Ufer befindet sich ein großer Schilfgürtel, der Heimat bietet für eine einzigartige Flora und Fauna. Der Neusiedler See ist der größte See Europas, der keinen natürlichen Abfluss besitzt. Und wie bei Steppenseen üblich, ist der Salzgehalt sehr hoch. Klimatisch am wichtigsten ist hier der pannonische Einfluss. Doch kann man hier auch mediterrane und selbst alpine Einflüsse wahrnehmen. Zu den Besonderheiten gehören zudem die Moor- und die Heidelandschaft sowie die sandigen Böden der sanften Hügel, auf denen die Reben stehen. Direkt bei den Velichs um die Ecke beginnt der ungarische Teil des Sees, der dort am Rande der Ungarischen Tiefebene liegt. Die Puszta ist nicht mehr weit mit ihren weiten Flächen, ihrer Ruhe und Einsamkeit. All das scheint Heinz Velichs ungewöhnliche Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und Welschriesling auszudrücken. Wie bei seinen anderen Weinen auch ließ er den von Hand gelesenen reifen Trauben Zeit, bevor er sie presste und sie auf der Hefe ausbaute. In diesem Fall nutzte er das große Holz, kleines Holz und Edelstahl, in dem er die einzelnen Rebsorten reifen ließ, bevor er die Cuvée formte, die dann noch einmal ein weiteres Jahr im Edelstahl reifen konnte.

Der strohgelbe Wein duftet so eigenwillig, wie es sein Name schon vermuten lässt. Der 2020er Jahrgang des „TO“ wirkt ein wenig heller und zitrischer als der Vorgänger. Hier finden sich Noten von Limetten, Salzzitronen und Grapefruits neben Jod, Gartenkräutern und etwas blondem Tabak, gelber Paprika und Streuobst. Am Gaumen erweist sich der „TO“ als geschmeidig und sinnlich mit einer eleganten Struktur, viel Saft und feiner Würze. Dort findet sich eine bemerkenswert dichte weißfleischige Frucht, etwas Weißbeeriges, etwas Grün von der Sellerie und etwas Zeste von der Grapefruit sowie ein Hauch Papaya. Der Wein wirkt sowohl cremig als auch leicht kalkig mit einem Hauch von Gerbstoff und einer tiefen Salzigkeit im Finale, in dem das mineralisch Vibrierende besonders deutlich wird. Das ist tatsächlich ein Wein, der sich aus ganz vielen Komponenten zusammensetzt und dem Velich die Zeit gegeben hat, zu einer Einheit zu verschmelzen. So wurde der „TO“ zu einen authentisch und in sich ruhenden Seewein mit viel Charakter.

Der Wein ist jetzt schon wunderbar zu trinken, hat aber Potential bis 2028 und länger.

Nach oben