Heinrich, „naked white“ 2021

Herunter gebrochen aufs Wesentliche – so präsentieren sich die „naked“-Weine aus Gols. Biodynamisch arbeiten Heike und Gernot Heinrich ohnehin schon lange, in dieser Serie soll aber eine möglichst unverfälschte Weinbereitung gezeigt werden. Mediziner würden wohl von „minimal invasiver“ Methodik sprechen. Mit diesem Zugang kombiniert man Jahr für Jahr unterschiedliche Weißwein-Sorten, das Rückgrat bilden aber mit kombiniert gut 70 % der Cuvée der Chardonnay und der Weißburgunder. Dazu kommen im Jahrgang 2021 Pinot Gris (11 %), Grüner Veltliner (8 %) und Welschriesling (6 %). Sie stammen von beiden Seiten des Neusiedler Sees, was auch die relativ schlanke Art des „naked white“ erklärt – in der Hitze des Seewinkels wären diese Finessen bei Weißwein kaum möglich.

So aber gesellen sich die Trauben aus den Kalk- und Schieferhaltigen Böden am Leithaberg zu den Humus-reichen Lagen am so genannten Heideboden, der Region rund um den Weinort Gols. also auf beiden Seiten des Neusiedlersees im österreichischen Burgenland. Einem solchen Wein entspricht auch eine unkonventionelle Einschätzung seitens des Winzers. Am Weingut Heinrich greift man zu einem Vergleich mit der Buch-Welt: „Während große Weine eher fordernder Literatur entsprechen, welche hinterfragt, diskutiert und erst einmal verstanden werden will, erzählt dieser ehrliche Schluck Kurzgeschichten aus dem Leben, die einen schlicht zum Schmunzeln bringen. Da gleicht der Naked White »Calvin & Hobbes« von Bill Watterson“.

Die zarte Trübung des Naturweins – den man vor dem Einschenken in der Flasche schütteln sollte! – macht neugierig. Die Nase entdeckt hinter der Pomeloschale und der fast staubig wirkenden Sternfrucht auch etwas kräutrige Noten wie Dill in dem typischen „Sponti“-Duftbild. Wer seinen Pizzateig noch selbst knetet, wird das unverkennbare Hefetönchen erkennen. Am Gaumen wirkt der „naked white“ rund uns zugänglich, das sei allen ins Stammbuch geschrieben, die bei unfiltrierten Weißweinen sofort an Gerbstoff-Orgien denken. Mitnichten! Der mit Honigmelone und dem unverkennbaren Pfeffer-Ton des Veltliners versehene Wein lässt den Schmelz der Burgundersorten erkennen. Den hohen Trinkfluss verleihen aber der Welschriesling, der ebenso wie der Veltliner auch in Spurenelementen für Knackigkeit sorgen. Beim „Welsch“ ist es vor allem der Apfel-Geschmack, der vor allem im Finale unverkennbar an Golden Delicious denken lässt. Erneut hat Gernot Heinrich hier einen trefflichen und – man sollte es deutlich sagen – preiswerten Einstieg in die Welt des Naturweins geschaffen.

Ab sofort bis 2028.

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