Saint Antonin, „Leuzet“ Vin de Pays, blanc 2022

Fast nie ein Einzelgänger, in den meisten Cuvées ein Nebendarsteller – was hat Frédéric Albaret wohl dazu bewogen dem Grenache Gris, einer hauptsächlich in Südfrankreich und Spanien angebauten Sorte, hier so einen prominenten Part anzubieten?

Nur ein Hauch von Rot lässt sich bei genauer Beobachtung zwischen zarten Grün- und Gelbtönen erkennen – die ohnehin schon zarte Färbung des Grenache Gris überträgt sich bei der direkten Abpressung nach der Handlese also nur zu winzigen Anteilen. Das Bouquet gibt sich als Frucht- und Blütengedicht (Melone, Narzissenblüte, Maiglöckchen, Himbeere), gebunden durch einen melodiösen Apfelreim und das Bild einer Streuobstwiese mit vereinzelt gesetzten Kräutern erscheint vor des Genießers Auge. (Der Ausbau erfolgte für acht Monate im Stahltank auf der Feinhefe. Die Aromen haben sich dank dieser Schonung herrlich erhalten können.)

Warum also Grenache Gris? Der Wein beantwortet am Gaumen diese Frage mit phänomenalem Körperreichtum und einem unerschütterlich-stabilen Gerüst. Sauvignon Blanc und Chardonnay, Global Player in der Weinwelt assistieren nurmehr, steuern bei, was dieses Gerüst so alles zu tragen vermag. Das frische Süße-Säure-Spiel muss sich bei all der Kraft und Fülle hervor kämpfen, wahrlich Aufmerksamkeit erringen. Der Schieferboden des Faugères hat es dem Wein nicht leicht gemacht. Er musste in der Tiefe nach Wasser suchen und dabei ist eine Art Konzentrat entstanden, das eben diese Mühen abbildet. Wenn der erste Eindruck noch eine Gewisse Herbheit vermuten lässt, keine Sorge: Leichtigkeit und angenehme Alkoholwärme gewinnen immer mehr die Oberhand. Immer mehr erscheinen die Aromen als angeordnet, angebracht an dem Ort, der sie am schillerndsten erscheinen lässt. Das faszinierende ist, dass sich Schiefernoten und die Frucht des Sauvignon (Jawoll! Stachelbeere) bis in den weiten Abgang hinhalten und letztlich Frische obsiegt. Zu diesem Preis einen solch abendfüllenden und bewundernswert komplexen Weißwein anbieten zu können, ist die reine Freude!

Ab sofort bis mindestens 2025+

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