Baricci, Rosso di Montalcino DOC, rosso 2021

Der italienische Philosoph und Dichter Niccolò Machiavelli riet den Medici in seinem um 1513 entstandenen „Il Principe“ bei ererbten Fürstentümern zur Konstanz und behutsamen Weiterführung, um eine lange Herrschaft zu gewährleisten. Kein schlechter Rat, den wir hier ein wenig augenzwinkernd auf die dritte Generation und Erben Nello Bariccis übertragen. Auch Eric Guido (Vinous) schätzt den unveränderten und zeitlosen Stil des der Weine aber auch den Führungsstil der Familie und teilt uns seinen geheimen Wunsch mit: „Ich hoffe nur, dass sie sich nie ändern werden“. Untreu ist man sich hier noch nie geworden. Nichts scheint das 1954 gegründete Familienweingut aus der Ruhe oder gar aus der Bahn zu bringen, ganz behutsam passt man sich den Gegebenheiten des Jahrgangs an, das „mildeste Mittel“ reicht aus, weil man hier weiß, wie es geht. Es reicht aber deswegen nur, weil man im Weinberg unglaublich penibel arbeitet. Nicht von ungefähr hat Nello Baricci schon in den 1950ern und allen Moden zum Trotz auf biologischen Weinbau gesetzt (eine Zertifizierung ist man allerdings nie eingegangen). Es hilft natürlich auch, wenn man die einzige Cru-Lage in Montosoli mit dem vielleicht besten Terroir in Montalcino besitzt …

Moden hat man sich auch dann konsequent verweigert, als ein Weingut nach dem anderen in der Appellation gegründet wurde und man während des Brunello-Booms damit begann, konzentrierte Weine zu erzeugen, die eher an Parker-Weine aus der neuen Welt oder aus heißen Pomerol-Jahrgängen erinnerten. Wenn in den Nachbarweingütern tintige Weine entstanden, blieben die Baricci-Weine so transparent, wie es ein Sangiovesewein eben ist, wenn er klassisch in großen Fudern aus slawonischer Eiche ausgebaut wird. Sich in einer scheinbar immer schneller drehenden Welt das Attribut der Zeitlosigkeit zuschreiben zu können ist eine wahrliche Glanzleistung, die wir nicht genug loben können.

Der jüngste Trumpf der Brüder stammt aus dem vielversprechenden Jahrgang 2021. Er zeigt sich in eher transparentem Gewand und strahlt in intensivem Kirschrot strahlt aus dem Glas. Das Bouquet fasst die Farbe aromatisch auf: Herzkirschen, Amarenakirsche und ein Hauch Brombeeren geben den Takt vor. Ein Hauch von Thymian liegt im Hintergrund, betont wird aber vor allem der zwischen süßer und säuerlicher roter Frucht strahlende Duft dieses angenehm helltönigen rosso. Was sich schon so willkommen heißend in der Nase andeutet, zieht sich am Gaumen fort: Eine feine säuerliche Frucht, viel Kirschen in allen Facetten und etwas Hagebutte vermischen sich hier. Der rosso ist niemals berstend vollgepackt und zu konzentriert, die Tannine bewusst etwas kerniger, dafür von der feinen roten Beerenfrucht aufgefächert. Viel mehr dreht sich hier alles um Trinkfluss und animierendes Mundgefühl in der Jugend, Der Ausbau über zwölf Monate in slawonischer Eiche gibt dem Rotwein Tiefe und Balance, zeigt aber niemals die Aufdringlichkeit eines frisch getoasteten Eichenfasses und legt auf deutlich weniger Schminke auf. Kurzum: Eine Naturschönheit von nobler Herkunft, denn die Trauben für diesen Wein stammen – wie bei der Riserva – aus der einzigen Cru-Lage der Appellation: Montosoli.

Bariccis „Rosso“ bereitet ab sofort Freude. Karaffieren überflüssig. Höhepunkt wohl ab 2024–2032.

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