Scarpa, „La Bogliona“ DOCG Barbera d’Asti Superiore, rosso 2017

Barbera hat im Piemont eine jahrhundertelange Tradition. Bereits im 13. Jahrhundert wurde die Rebsorte – beziehungsweise die damalige Variante derselben – im Norden Italiens angebaut. Geschätzt wurde sie seitdem jedoch nicht nur wegen ihres feinen Kirsch- und Pflaumenaromas, sondern auch wegen ihrer hohen Ertragskraft und ihrer flexiblen Ansprüche an das Terroir. Eigenschaften, die von den Winzerinnen und Winzern zwar geschätzt wurden, der edlen Sorte aber fast zum Verhängnis geworden sind, denn in den 1970er- und 1980er-Jahren, als die Nachfrage nach italienischen Rotweinen zunahm, wurde der Barbera mit seinen hohen Erträgen genutzt, um die benötigten Mengen zu erzeugen. Das war gut für das Geschäft, aber schlecht für den Ruf. Zum Glück gab es fast zeitgleich im Piemont genug qualitätsbewusste Winzer, die erkannten, dass man mit dem Barbera exquisite Weine keltern kann, die – wenn es besonders gut läuft – sogar dem noblen Nebbiolo, dem Piemonteser Platzhirsch, Konkurrenz machen können. Natürlich vorausgesetzt, die Erträge sind angemessen niedrig und die Lage ist herausragend – beides gilt in hohen Maßen für Scarpas Barbera d’Asti Superiore „La Bogliona“ aus dem Jahr 2017. Und nein, 2017 ist kein Druckfehler. Die Qualitätsfanatiker von Scarpa sind – völlig zu Recht – davon überzeugt, dass die Lagerung im Holzfass und auf der Flasche ihren Weinen sehr guttut. Und sie nehmen sich die Zeit, ihre Weine entsprechend reifen zu lassen. Ist es nicht herrlich, wenn die Controller nicht das letzte Wort haben? Die Trauben für den „La Bogliona“ wachsen auf lehmigen Boden mit Anteilen von Ton, Schluff und Sand auf einer Höhen zwischen 350 und 400 Metern, und zwar in einer Süd-West Exposition, das Alter der Reben liegt im Schnitt bei etwa 30 Jahren. Die Gärung findet ganz traditionell ohne Temperaturkontrolle in großen, 3500 Liter fassenden Eichenholzfässern statt. Danach folgt eine dreijährige Lagerung ebenfalls in 3500-Liter Fässern. Kurz und gut: Alles super traditionell und getrieben vom Gedanken, möglichst allerbeste Qualität zu erzeugen. Bereits im Duft zeigt sich, dass dem „La Bogliona“ die Lagerung ausgesprochen förderlich war. Die Nase ist extrem vielschichtig mit reifer Pflaume, Süßkirsche, Schlehe und ganz viel feiner Würze (Wacholder ist dabei, aber auch etwas Zedernholz und Tabak). Am Gaumen dann ein großartiger grip mit geschliffenen Gerbstoffen und einer für den Barbera so typisch frischen Säure. Auch hier wieder ganz viel Würze, Eukalyptus scheint durch, alles auf Zug und Trinkigkeit ausgerichtet, wobei den dicht gewobenen, animierend komplexen „La Bogliona“ dabei eine enorme Länge auszeichnet: ganz großer Barbera-Genuss von den Traditionalisten des Topweinguts Scarpa – bravo, bravissimo!

Ab sofort und bis 2033.

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