Caillou, „Le Tradition“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2021

„Ein weiterer eleganter, frischer und charmanter Wein“ – Jeb Dunnuck

Schon kurios, wie lang es manchmal dauert, bis ein großes Terroir entdeckt wird. Noch Ende des 19. Jahrhunderts stand da, wo heute die großartigen Reben von Clos du Caillou wachsen, ein Wald, den der Großvater von Sylvie Vacheron, der heutigen Besitzerin, als Jagdgrund nutzte. Sein Interesse an Weinbau war gering, weshalb er auch keinerlei Wert darauf legte, Teil der Appellation Châteauneuf-du-Pape zu werden. Erst der Vater von Sylvie erkannte das herausragende Potenzial des Terroirs und rodete in den 1950er-Jahren einige Hektar Wald, um Reben zu pflanzen – was damals auf ein geteiltes Echo in der Region stieß. Viele hatten den Wald liebgewonnen. Sylvie und ihrem bei einem Autounfall früh verstorbenen Mann Jean-Denis war es dann vorbehalten, Clos du Caillou – unterstützt vom kongenialen Weinmacher Bruno Gaspard – zu dem zu machen, was es heute ist: eins der besten Weingüter in der Region. Und vielleicht das beste Weingut, wenn man einen Châteauneuf trinken möchte, der zwar über eine fantastische Saftigkeit verfügt, aber gleichzeitig wunderbar elegant ist. Clos du Caillou ist so etwas wie das Weingut der Burgunderfreaks, die mal etwas mehr südliche Power wollen – aber auf Finesse nicht verzichten wollen oder können. Dabei profitiert das Gut von den kargen Sandböden, die beste Voraussetzungen für fein ziselierte Weine bieten. Unterstützt wird diese für das Weingut typische Finesse noch von der Besonderheit des Jahrgangs 2021, der von Frösten im Frühjahr und erfreulich vielen Niederschlägen im Sommer geprägt war. Ein Jahrgang, so sagten viele Winzer, wie wir ihn früher hatten, inklusive lebendiger Säure und vergleichsweise moderaten Alkoholgradationen. Der „Le Clos du Caillou Tradition“ besteht aus 70 % Grenache, 20 % Syrah und 10 % Mourvèdre. Geerntet wird von Hand, die Beeren werden entrappt und in Betonfässern vergoren, später folgt der Ausbau in großen Holzfässern, es geht darum, einen möglichst klaren Ausdruck auch die Flasche zu bekommen. Und das gelingt in einer berauschenden Art und Weise. Der Wein duftet betörend-sinnlich nach Kirsche, Himbeere, Pflaume und tiefer Würze, Garrigue ist dabei, alles schwebend, elegant und sich immer weiter öffnend. Am Gaumen dann erneut rote Frucht, Himbeere und Edbeere, wieder Kirsche, richtig belebende Säure, ultrafeine Gerbstoffe und eine wunderschöne Taktilität, auch mouthfeel genannt – und vor allem eine großartige Saftigkeit, alles fließt und spricht die Geschmackspapillen an. Blind verkostet könnte das ein großer Burgunder aus einem heißen Jahr sein – zum Glück kostet der Wein nur einen Bruchteil. Kaum zu glauben, wie elegant Châteauneuf du Pape sein kann! Auch wenn der „Tradition“ der Einstiegswein von Clos du Caillou ist, so ist er dennoch bereits ein großer Wein.

Ab sofort und bis 2038.

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