Saarwellingen, 25. Oktober 2011
Azienda Agricola Nello Baricci – Montalcino
Burgundische Noblesse in erfrischend spröder Verpackung, Montalcino ungekünstelt, Wein und Landschaft von großem Reiz und herber Schönheit.
Im aktuellen MERUM (Oktober/November 2011), DER Insiderzeitschrift für italienischen Wein und Olivenöle, gibt es einen ebenso umfangreichen wie informativen Test über den vielleicht größten Jahrgang Montalcinos aller Zeiten. Drei Weine sind die Besten. Einer davon ist unser ungemein beliebter Montalcino von Nello Barrici, dem Ur-Traditionalisten.
„In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Brunelloanbaufläche mehr als verdoppelt und die Zahl der Weinproduzenten ist von wenigen Dutzend auf 220 hochgeschnellt. Ein Großteil dieser Winzer besitzt nur noch eine sehr geringe Kellererfahrung, die meisten von ihnen hängen an den Lippen ihres Önologen wie Kleinkinder an der Mutterbrust. Die Unerfahrenheit wirkt sich auch auf das Resultat der Verkostung aus. Wirklich begeisternde Brunello gibt es weniger, als für eine der höchstbewerteten Appellationen der Welt wünschbar wäre.
Morgennebel hüllt das idyllische Montalcino ein
© Karl-Heinz Bitter
Aber selbstverständlich ist und bleibt der Brunello ein einzigartiger Wein. Er ist so anders, wärmer, reifer, vielschichtiger als die Weine der Nachbarappellationen. Dem Brunello-Freund bietet sich in Montalcino mittlerweile ein geradezu unübersichtliches Angebot von verschiedenen Etiketten. Für unserer Leser haben wir den größten Teil des Angebotes verkostet und immerhin 70 der 157 verkosteten Brunello mindestens ein Herz gegeben. Wirklich voll überzeugt waren wir von 17 Weinen und drei Weine bekamen die Höchstnote von drei Herzen!
Neben seiner Herkunft unterscheidet sich der Wein von Montalcino von den Sangiovese-Weinen der übrigen toskanischen Appellationen in erster Linie durch seine stilistische Konzeption: Als Wein mit einer langen vorgeschriebenen Fassreife ist er zwar weniger fruchtbetont als sie. Im glücklichsten Falle erlangt er durch seine Reife im Holz jedoch ein breitgefächertes Aromenspektrum, in dem sich fruchtige und balsamische Komponenten in komplexer Harmonie verbinden. Ein weiteres Merkmal ist seine während der Reifezeit zur Vollendung gebrachte Tanninstruktur, die in puncto Kraft mit der wertvoller Nebbiolo-Weine vergleichbar sein, und in ihrer Geschmeidigkeit an große rote Burgunder erinnern kann. Das zeichnet ihn vor den anderen Sangiovese-Weinen aus. Damit all dies in seiner besten Form gelingen kann, ist vor aller Winzerkunst allerdings ein geeigneter Jahrgang die Voraussetzung.
Der aktuelle 2006er Jahrgang ist bereits allerorts in höchste Höhen gehoben worden. Nach Einschätzung einiger Meinungsbildner ist er sogar das Beste, was Montalcino bis dahin hervorgebracht hat (das Wort Benchmark wird in diesem Zusammenhang mit inflationärer Beharrlichkeit bemüht). Und auch die Produzentenstimmen, die im Merum-Ernte-Bericht 2006 zu Wort kamen, zählten ihn zu den außergewöhnlich guten Jahrgängen. Mich hat er hingegen weniger überzeugt. Viele sind mir zu entwickelt, haben übertrieben ausgeprägte Reifenoten und keine, beziehungsweise eine bereits sehr verblasste Frucht. Es fehlen Komplexität und Tiefe. Anderen mangelt es daneben an struktureller Feinheit, sie sind überextrahiert, blockig, teerig, rustikal. Für mich gibt es bei den 2006er Weinen nur eine sehr dünne Spitze. Ungewöhnlich scheint mir außerdem, dass einige der sonst immer verlässlichen Produzenten uns mit ihrem 2006er leider überhaupt nicht überzeugen konnten.”
Und hier einer der drei Siegerweine der großen MERUM-Degustation, der bis zu dreimal teurere Konkurrenten mühelos aus dem Felde geschlagen hat:
640206 Baricci, Brunello di Montalcino, rosso 2006 29,90 Euro |
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2006 ist einer der größten Jahrgänge aller Zeiten in Montalcino – Mit der Höchstbewertung von 5 Sternen durch die Kommission des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino geadelt! Vergleichbar in seiner Ausnahmequalität dem Jahrhundertjahrgang 2009 in Bordeaux und im Burgund.
Die langlebigen aristokratischen Brunelli von Baricci brillieren als urwüchsige unverwechselbare Sangiovese-Unikate mit Herz und Seele. Es sind Jahrgang für Jahrgang urtraditionelle Weine, die durch feinste Beerenfrucht (dazu Noten von Rosen, Orangenblüten und mediterranen Kräutern), eine noble Eleganz und ein langes Finale den Ruhm und den Mythos eines großen Brunello in die ganze Welt hinaustragen. Und dieser fabelhafte 2006er, ein ganz, ganz großes Jahr für Baricci, ist bei aller inneren Dichte, samtenen Fülle und lasziven Vollmundigkeit geradezu ein Antipodenwein zu den nur allzu vielen „dicken”, marmeladigen Wuchtbrummen und zu den austauschbaren Weltweinen im technisch gestylten Einheitslook, die leider viel zu häufig in Italien, gerade auch in der Toskana, vinifiziert werden. Liebhaber eines „altmodischen”, handwerklichen Weinstils werden begeistert sein: Die Zeit scheint still zu stehen. Oder gar zurückgedreht. In eine Epoche, als die Begriffe „winemaking” oder „Atomisierung” von Weinen und „labortechnische Wiederzusammensetzung” (heiße Kandidaten für das Unwort des Jahres wahrer Weinliebhaber!) unbekannt waren und handwerkliches Ethos eines visionären Wein„bauern” allein die Qualität und Größe eines Weines bestimmte. Baricci 2006: Dies ist burgundische Noblesse in erfrischend spröder Verpackung, Montalcino ungekünstelt, Landschaft von großem Reiz und herber Schönheit. Wie der Wein – authentischer kann man einen Brunello auf der Flasche nicht erleben: Ein Brunello, der nach nichts außer Brunello schmeckt! Ein urtraditioneller Rotwein nobelster toskanischer Provenienz! Zu genießen ab sofort wegen seiner phantastisch feinen, schmelzigen Tannine (Dekantieren bitte oder über wenigstens zwei Abende aus der geöffneten Flasche probieren), Höhepunkt 2014 bis nach 2020.
PS: Bereits in der MERUM-Ausgabe September 2010 urteilte Andreas März nach einer umfassenden Verkostung (139 Brunelli wurden degustiert) des grandiosen 2005er Brunello-Jahrgangs gleich begeistert über den Weltklassewein von Baricci: Brunello di Montalcino nennt er den klassischen Grand Cru der Toskana! Und dann adelt er sieben Pretiosen, die bis zu 65 Euro kosten, mit der höchsten Bewertung von drei bis vier bzw. vier Sternen. Darunter unseren Ur-Brunello von Baricci! Im Übrigen kommentiert März diese Verkostung mit so offenen, ehrlichen Worten, dass ich diese Ihnen nicht vorenthalten möchte: „Bei der Bewertung zählt für uns neben Vielschichtigkeit und Komplettheit vor allem die Eleganz. Größe ist für mich nicht ein Synonym für schwarzes Rubin, überreife Konzentration, für Tanninstruktur, sondern für Feinheit, für Eleganz, für Tiefe und Nachklang. Ich möchte Wein trinken, genießen, in seinem Nachhall schwelgen. Er soll mich für einen Moment alles vergessen machen, mich schweben lassen. Was interessiert mich, ob der Wein lagerfähig ist oder nicht, ob er dies ist oder das? Entweder es macht Klick oder eben nicht. Das ist wie bei der Liebe. Nicht immer ist es die Schönste, sondern die, bei der das Feeling stimmt. Und dieses stimmt perfekt zwischen mir und einigen dieser Brunello.” Salute! Es ist mehr als aller Ehren wert, dass Pinards Entdeckung Nello Baricci in den beiden Jahrgängen 2005 und 2006 nacheinander den Olymp von Montalcino erklommen hat. Herzlichen Glückwunsch einem der bodenständigsten und sympathischsten Winzer auf der ganzen Welt. |
Und außerdem empfehlen wir den „kleinen Bruder” unseres absoluten Weltklasseweins:
640109 Baricci, Rosso di Montalcino 2009 14,90 Euro |
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Welch wunderbares Schnäppchen aus einem Traumjahrgang der Toskana! Der kongeniale Nachfolger unseres 2005er Bestsellers, der zum schönsten Rosso des Jahrgangs gekürt wurde!
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Herzliche Grüße aus Saarwellingen,
Tino Seiwert, Martin Lehnen und Ralf Zimmermann