
Nördliche Rhône
Reben, Terroir und Klima sind so vielfältig wie die Winzerstile und Weine: Authentische Weltklassegewächse wachsen neben den preiswertesten Alltagsweinen der Welt!
Kaum sonst auf der Welt sind die Weinstile wohl so heterogen wie in den gänzlich verschiedenartigen Anbaugebieten des Rhône-Tals mit seinen seitlichen Ausläufern, das sich über mehrere hundert Kilometer von Lyon aus in Richtung Süden erstreckt. Und nirgendwo sonst gibt es eine derartig schwer überschaubare Vielfalt an geschmacklich völlig unterschiedlichen, charaktervollen, originären Weinen. Allerdings mit einer großen Diskrepanz in den Qualitäten, phänomenal guten, aber häufig genug erschreckend schlechten, wobei diese vielfach untrinkbare ,Brühe’ über Jahrzehnte hinweg für ein negatives Image der Region verantwortlich zeichnete, aller Renommierappellationen wie Hermitage, Côte Rôtie oder Châteauneuf-du-Pape …
Mehr Info » zum Trotze. In den letzten 20 Jahren ist jedoch bei gut informierten Weinliebhabern der schlechte Ruf einer großen Begeisterung für herausragende Alltagsweine zu extrem günstigen Preisen wie auch Spitzengewächsen auf höchstem Weltniveau gewichen.
So haben die gewaltigen Fortschritte der letzten Jahre in der Weinbergsarbeit und in der Kellertechnik bei einer kleinen, sich an kompromisslosen Qualitätskriterien orientierenden Winzerelite im Bewusstsein des kundigen Konsumenten eine radikale Veränderung bewirkt. Und so sind es mehrere Aspekte, die Weinliebhaber in aller Welt animieren, sich dieser so spannenden, traditionsreichen Appellation zuzuwenden: Zum einen bieten – von einigen wenigen, extrem raren und weltweit von Sammlern heiß begehrten Pretiosen abgesehen – die „Weine aus dem Rhônetal unter den Spitzenroten der Welt nach wie vor das beste Preis-Genussverhältnis” (so der bekennende Rhône-Fan und Intimkenner der Szene Robert M. Parker), sind in ihrer qualitativen Spitze den besten Bordelaiser und Burgunder Gewächsen ebenbürtig und bilden daher einen gewichtigen Schwerpunkt unseres Programms. Zum anderen lassen sich viele Rhônerotweine, vor allem aus dem südlichen Teil, bereits in jungen Jahren mit großem Genuss trinken. Und darüber hinaus besitzen die besten Weine der Rhône in Spitzenjahrgängen ein großes Entwicklungspotential, so dass sie je nach Herkunft und Rebsortenzusammensetzung zehn bis zwanzig Jahre und länger reifen und dementsprechend lange gelagert werden können.
Unterteilt wird das faszinierend vielfältige Rhônetal in zwei deutlich getrennte Abschnitte (dazwischen gibt es eine ca. 50 km große Distanz in Nord-Südrichtung ohne Weinanbau) mit großen Unterschieden in den klimatischen Bedingungen, den Bodenarten sowie in der Bepflanzung mit Rebsorten: Die nördliche Rhône (dominiert von der Edelrebe Syrah) und die südliche Rhône (insbesondere geprägt von der Grenache, wobei einige Spitzendomainen wie Beaucastel und Clos des Papes wieder verstätkt auf Mourvèdre setzen, eine Rückkehr zu der zweiten bedeutsamen Wurzel der Region) erbringen stilistisch und geschmacklich völlig unterschiedliche Weine!
Die nördliche Rhône beginnt bei Vienne, unmittelbar südlich von Lyon und endet bei Valence; in dieser Region wird zur Rotweinerzeugung ausschließlich die weltweit geschätzte Rebe Syrah angebaut, die Weißweine werden aus Marsanne, Roussane und Viognier hergestellt. Obwohl alle Rotweine also aus nichts anderem als der Syrahtraube (wenn gleich auch in Hermitage und an der Côte Rôtie geringe Zusätze von Weißweintrauben erlaubt sind) vinifiziert werden, schmecken sie sehr unterschiedlich, je nachdem, aus welcher Appellation sie stammen. Es sind Terroirweine erster Güter, eigenständige Charaktere und weltweit einzigartige Unikate, die ihre unverwechselbaren Qualitäten den Gegebenheiten des Weinbergs und nicht, wie so häufig in Übersee, kellertechnischen Eingriffen und Zusätzen aus dem Chemielabor verdanken. Die Böden bestehen überwiegend aus Granit und Schiefer, teilweise finden sich auch kalkhaltige Lagen und sie liegen zumeist an sehr steilen Hängen, ähnlich den Gegebenheiten an der deutschen Mosel, die harte handwerkliche Weinbergsarbeit bedingen. Das Klima ist gemäßigt, mit kontinentalem Einfluss, was bedeutet, dass das Wetter sich häufig als problematischer erweist als in den südlicheren Regionen. Und deshalb spielt das Können der Winzer an der Côte Rôtie, in Hermitage und Crozes-Hermitage, in Cornas und St. Joseph eine entscheidende Rolle bei der Entstehung großer Weine. Beste Exposition der Weinbergslagen, niedrige Erträge sowie aufwändige Blattwerksarbeiten sind unumgänglich, damit die kleinbeerige, dickschalige Syrahtraube genügend Sonne erhält, um vollständig ausreifen und ihre komplexe Aromenvielfalt, ihre pfeffrige Süße und ihre kühl erscheinenden, schmelzigen Tannine entwickeln zu können. Sind die großen, farbintensiven Weine der nördlichen Rhône in ihrer Jugend vor allem für den Weinnovizen aufgrund ihrer Säurestruktur und ihrer spezifischen Aromatik, die stark von einer zutiefst mineralischen Stilistik und präsenten Gerbstoffen geprägt wird, schwer verständlich, so besitzen sie doch ein enormes Entwicklungs- und Lagerpotential von 10 bis 20 Jahren oder mehr, den besten Bordelaiser Gewächsen im ausgereiften Stadium, übrigens auch in der Aromatik, nicht unähnlich.
Ab Montélimar, wo die südliche Rhone beginnt, öffnet sich das Rhônetal zu majestätischer Breite. Das Klima wird mediterran und die vielfältigen Böden und Rebsorten erbringen eine grandiose Palette eigenständiger Gewächse, bei den Rotweinen insbesondere von der Grenache (daneben v.a. Mourvèdre, Cinsault und immer stärker, was nicht unproblematisch ist, von der Syrahrebe) geprägt. Die Grenacherebe, die wie keine andere dank ihres kräftigen Holzwuchses dem heftig wehenden Mistral trotzen kann und die im Idealfalle in Châteauneuf-du-Pape und den umliegenden Gemeinden unvergleichlich komplexe, aromatische, terroirgeprägte Weine (die in aller Regel früher trinkreif sind als ihre Pendants von der nördlichen Rhône, aber in ihren schönsten Exemplaren auch ein jahrzehntelanges Entwicklungspotential besitzen) hervorbringen kann, setzt niedrige Erträge und eine ausgefeilte Kellertechnik voraus, um ihren Hang zur Oxidation einzudämmen und ihre Witterungsanfälligkeit in Grenzen zu halten. Hier ist es wiederum die Kunst des Winzers, die über die Qualität des Weines entscheidet. Und welche fabelhafte Transparenz, Duftigkeit und kaleidoskopartiges Aromenspektrum (insbesondere Gewürze aller Art und reife rote Früchte jeglicher Provenienz) kann die so zickige Grenachetraube im Idealfalle erzielen, einem großen Pinot Noir aus dem Burgund (nicht nur in der relativ hellen Farbe) nicht unähnlich. Mit welcher Raffinesse, Tiefgründigkeit und Komplexität kann sie die Sinne reizen und somit ihre Wertschätzung bei Kennern und Liebhabern untermauern!
Doch an der malerischen südlichen Rhône ist nicht alles Gold was glänzt. Steigende Alkoholgradationen in vielen Weinen, die nicht nur den klimatischen Veränderungen geschuldet sind, sondern auch hausgemachte Ursachen haben wie falsche Klonenwahl und das Verdrängen angestammter Rebsorten (wie der Counoise-Traube, die sehr wichtig ist für die Finesse im Wein und die früh reifende, Frische in den Wein transportierende Cinsault-Traube durch die farbintensive Syrah), gefällt Liebhabern eleganter, transparent duftender Weine ebenso wenig wie die galoppierende „Seuche” der überreif geernteten modischen Extraktionsmonster mit austrocknenden Tanninen. Ohne authentischen Terroir- und Regionalbezug, häufig nach Pflaumenmarmelade schmeckend, überschwemmen sie die Märkte. Diesem Trend setzt Pinard de Picard eine Auswahl an engagierten Winzern entgegen, die bei aller Dichte und Kraft in ihren jeweils höchst individuellen Weinen ein Hauptaugenmerk auf trinkanimierende Frische, spielerische Eleganz, feine Frucht und noble Finesse in den cremigen Tanninen setzen.
DIE Renommierappellation der südlichen Rhône ist zweifellos Châteauneuf-du-Pape, auch wenn Spitzenwinzer in Regionen wie Gigondas, Rasteau und immer mehr am Mont Ventoux in Atem beraubendem Tempo den qualitativen Abstand verringern und großartige Weine mit einem sensationellen Preis-Genussverhältnis produzieren. Doch Châteauneuf bleibt immer noch eine Kategorie für sich, oder kennen Sie, werte Kunden, einen Weinort auf der gesamten Erde, der mehr Weltklassewinzer beheimatet und der Ihnen mit seinen majestätischen Gewächsen einen größeren Gegenwert für ihr Geld bieten kann? Zwar sind mittlerweile einige wenige Spitzenweine wesentlich teurer geworden, angesichts ihrer absoluten Ausnahmequalität ist aber selbst diese Königsklasse der Châteauneufgewächse im Vergleich zu den übrigen Renommierregionen der Welt noch fairpreisig geblieben. Dabei gibt es natürlich nicht DEN einen Châteauneufwein, sondern es existiert eine faszinierend breite Palette unterschiedlicher Stile und Geschmacksrichtungen, deren jeweilig beste Exemplare wir uns in unserem Programm ausführlich widmen. Die meisten dieser Weine können bereits relativ jung mit viel Genuss getrunken werden, besitzen aber außergewöhnliche Entwicklungsmöglichkeiten, so dass ich die besten Weine aus großen Jahrgängen am liebsten im Alter von 10 bis 20 Jahren und mehr genieße. In diesem Zeitraum gewinnen diese großen Gewächse ein immer vielschichtigeres Aromenspektrum und legen beträchtlich an Finesse, Transparenz und betörender Duftigkeit zu. In seiner schönsten Ausprägung verfügt ein exzellenter Châteauneuf neben seiner grandiosen, hochkomplexen Fruchtsüße über eine fabelhafte Konzentration und je nach Stilistik über eine verzaubernde Sanftheit und burgundische Finesse oder eine ölige Textur, eine enorme innere Dichte und eine rassige Wucht, stets einen hohen Glycerin- und Extraktgehalt und ein riesiges Entwicklungspotential. Wenn man diese Weltklasseweine im Glase hat, dann versteht man, warum in den schwierigen Zeiten der 40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts selbst renommierteste Gewächse aus dem Burgund mit Most von der Rhône „verfeinert” und aufgepäppelt wurden.
Neben den Prestigeregionen Châteauneuf-du-Pape und Gigondas gilt unsere besondere Aufmerksamkeit den zumeist früh trinkreifen Côtes-du-Rhône-Weinen, die je nach Terroir und dominierender Rebsorte höchst unterschiedliche, sehr individuelle Geschmacksausprägungen erzielen. Galten sie jahrzehntelang als Synonym für einfach gestrickte Supermarktware, so sind sie es mittlerweile, die unter den Händen qualitätsbewusster Winzer mit das beste Preis-Genussverhältnis weltweit aufweisen und daher einen gewichtigen Anteil in unserem Rhôneprogramm einnehmen. Insbesondere vom Fuße des malerischen Mont Ventoux und aus Rasteau kommen phantastische Gewächse, die zu einer großen qualitativen Herausforderung selbst erstklassiger Renommiergewächse avancierten. Ein guter CdR brilliert mit beeriger, würziger Frucht, mit einem komplexen Aromenspektrum, dass seine Herkunft und seinen Rebsortenspiegel abbildet und mit saftigen, weichen Tanninen, bietet in aller Regel schon in seiner Jugend hohen Trinkgenuss und ist unglaublich preis„wert”: Die südliche Rhône ist ein wahres Paradies für Weinliebhaber auf der Suche nach einem delikaten, schmackhaften Trinkwein für jeden Tag. Und diese charaktervollen, urwüchsigen, authentischen Weine sind die besten Begleiter zu einem breiten Spektrum an Speisen, die man sich nur wünschen kann!
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