Bhilar
„Bhilar – Blanco“, DOCa Rioja, blanco 2022

Elvillar ganz in Weiß – und es gibt so viel zu entdecken: Rioja blanco in aufregend!

91 Punkte – Tim Atkin („Rioja 2024 Special Report“)

David Sampedro zählt zu den Winzern, die der Rioja eine neue Sprache geben – ruhig, kompromisslos und präzise. Seit 2007 füllt er Weißweine ab, die so gar nicht dem überkommenen Bild der Region entsprechen. Kein stromlinienförmiger Viura für die Masse, sondern ein „vino de pueblo“, mit dem David schon im Einstiegssegment ein klares Statement formuliert.

Der Jahrgang 2022 ist Ausdruck eines herausfordernden Klimajahres in der Rioja Alavesa: ein heißer, trockener Sommer, extreme Bedingungen ab Mai, kaum Niederschlag – und dennoch: gesunde Trauben, keine Krankheiten, frühzeitige Reife. Mitte September wurden die Trauben per Hand gelesen, selektiert und in die Kellerei gebracht. Die Trauben für die Cuvée aus 80 % Viura und 20 % Garnacha Blanca stammen von auf 500 bis 590 Metern Höhe gelegenen biologisch und biodynamisch zertifizierten Weinbergen (die Böden: Kalkstein mit sandig-schluffiger Struktur) um Elvillar, bei denen neben viel Handarbeit auch ein PS zum Einsatz kommt: David bewirtschaftet sein Land per Pferdepflug. Die abgebeerten Trauben wurden 15 Tage auf den Schalen spontan im Betontank vergoren, der Wein dann über 11 Monate in französischer Eiche – eine Mischung aus Bottich, Fuder- und Barrique-Fässer ausgebaut und ohne Klärung und Filtration abgefüllt.

Im Glas präsentiert sich der blanco strohgelb mit kupfernen Reflexen – und stilistisch weit entfernt von dem, was Viura-Grossisten üblicherweise in die Welt schicken. Würzig-herb, mit Noten von Orangenschale, Bratapfel, Birne, dazu Brotkruste, geröstete Mandeln und ein Hauch Rauch. Mediterrane Kräuter und eine elegante Tanninstruktur sorgen für Tiefe, der moderate Alkoholgehalt von 12,5 Vol.-% für einen animierenden Trinkfluss. Trotz Rekordhitze 2022 brachte David einen ausgewogen duftigen und erstaunlich charmanten Wein auf die Flasche. Am Gaumen klar und präzise, fast kühl in seiner Linienführung, kein vordergründiges Fruchtspiel, sondern feine Struktur, vibrierende Säure und ein dezenter grip im Abgang. Der Wein wirkt bewusst zurückgenommen, dabei aber enorm vielschichtig – und beweist wieder einmal, dass echte Tiefe nicht laut sein muss. Ein Wein mit Handschrift, Herkunft und Haltung. Keine Stilkopie, sondern Ausdruck dessen, was in Rioja möglich ist, wenn man nicht auf Effekt, sondern Substanz setzt. Wer Viura neu entdecken will, beginnt hier – mit einem Weißwein, der vieles anders macht und daher umso überzeugender ist!

Ab sofort bis 2028+.