Moric
„Moric Reserve“ Blaufränkisch 2022

Tiefe, Kraft und Eleganz: Nord-Rhône? Burgund? Nein, Burgenland, Blaufränkisch!

95/100 – Falstaff
95/100 – James Suckling

Als österreichische Weingüter in den 1990er-Jahren begannen, mehr und mehr auf internationale Reben wie Merlot zu setzen, geriet die autochthone Sorte Blaufränkisch zunehmend ins Hintertreffen. Wir haben es Weinen wie dieser Reserve von Moric zu verdanken, dass Blaufränkisch mittlerweile weltweit geschätzt wird und Experten gar als der beste Rotwein Österreichs gilt – selbst wenn der Name in anglophonen Ländern einem Zungenbrecher gleichkommt. Besonders im Burgenland, südöstlich von Wien entlang der ungarischen Grenze, findet die seit dem 18. Jahrhundert nachgewiesene, in Ungarn als Kékfrankos und in Württemberg als Lemberger bekannte Rebsorte beste Voraussetzungen vor. Hier vermag es Blaufränkisch-Flüsterer Roland Velich, diese beeindruckende, von tiefgründiger Frucht und lebendiger Säure geprägte Reserve zu keltern. Ein konzentrierter, strukturbetonter Wein, der reichlich Frische und Finesse mitbringt. Ein feingliedriger, leichtfüßiger Wein, der zugleich über Tiefgang und Festigkeit verfügt. Die 25- bis 55-jährigen Reben wachsen zu 80 % in den steilen Schiefer- und Kalklagen in Neckenmarkt und zu 20 % auf den sandigen und tonigen Kalkböden des Lutzmannsburger Plateaus. Drei Wochen mit natürlichen Hefen in offenen Maischegärern spontan vergoren, wurde der Wein 20 Monate lang in 500- bis 1000-Liter-Fässern ausgebaut, und schließlich ohne jede Schönung oder Filtration abgefüllt. Im Glas leuchtet ein kräftiges Rubinrot mit violetten Reflexen und leichtem Wasserrand. In der Nase die klassische Mischung aus Brombeeren, Himbeeren, Sauerkirschen und roten Johannisbeeren, im Hintergrund etwas feuchtes Waldmoos und florale Noten von Flieder und Veilchen, eine Spur Thymian, Estragon und zerstoßener grüner Pfeffer. Seidig-samtig (und nie kantig) am Gaumen, mit saftig-frischen Kirschnoten, balsamischer Brombeerfrucht, Cassis und kandierter Orangenschale – abgerundet durch subtile Bohnenkraut- und Wacholder-Würze. Das breite Spektrum an Aromen wird durch die ausgewogene Säurestruktur und eine leichte Salznote zusammengehalten. Ein beeindruckender Blaufränkisch, der trotz seines enormen Lagerpotenzials schon zugänglich ist. Wer nicht mehr warten mag, sollte ihn leicht gekühlt zu einem Sommerpicknick mitnehmen.

Ab sofort und bis 2040.