Scarpa
„Monvigliero“ DOCG Barolo, rosso 2020

Ein großer Barolo beginnt immer im Weinberg – und wer im Piemont zur Spitze gehören will, kommt an den großen Lagen der Langhe nicht vorbei. Für das traditionsreiche Haus Scarpa, dessen Wurzeln in Nizza Monferrato liegen, ist dies längst selbstverständlich. Entscheidend ist nicht die Postleitzahl, sondern die Wahl der richtigen Parzellen. Neben dem historischen Besitz in Roncaglie ist 2018 eine zweite Perle hinzugekommen: Monvigliero, die hoch gerühmte Lage über dem Ort Verduno, heute weithin als einer der großen Grand Crus des Barolo anerkannt. Monvigliero ist ein Sonderfall – eine Südwestlage auf rund 300 Metern Höhe, kühler als viele andere in der Region. Das gibt den Weinen unverwechselbare Finesse und eine innere Spannung, die weit über reine Kraft hinausgeht. Die Reben, die Scarpa hier bewirtschaftet, stammen aus dem Jahr 1968, wurzeln auf 0,6 Hektar in hellen, lockeren Böden voller Kalkstein, Sand und Mikroelementen, und liefern Nebbiolo-Trauben von außergewöhnlicher aromatischer Präzision. Die nachhaltige Bewirtschaftung ohne Herbizide ist ein zentraler Bestandteil der Philosophie: Qualität entsteht zwischen den Reben, nicht erst im Keller. Die Trauben werden von Hand in kleinen Körben gelesen und direkt nach Nizza Monferrato in den historischen Keller gebracht. Dort beginnt der klassische Ausbaustil des Hauses: 24 Tage Mazeration in Allier-Eichenbottichen, mit zweimal täglichem Umpumpen. Nach der alkoholischen und malolaktischen Gärung ruht der Wein 32 Monate in einem großen Fass aus Allier-Eiche, bevor er weitere 14 Monate in der Flasche nachreift. Im Glas verführt dieser Barolo mit seinem glänzenden Granatrot, das zum Rand hin in zarte Ziegeltöne übergeht. Das Bouquet ist ein Gedicht aus floraler Eleganz und würziger Tiefe: Rosen und Veilchen, Blutorangen, Waldbeeren, Kakao, Tabak, feine Gewürze, etwas Nuss und ein Hauch Wacholder. Der Duft wirkt präzise, verspielt und sinnlich zugleich – ein Kaleidoskop, das sich mit jedem Moment im Glas weiter öffnet. Am Gaumen zeigt der Monvigliero dann, was große Nebbioli können: straff, energiegeladen und doch klar definiert, mit einer besonders feinen, kristallinen Säure und prägnanten, reifen Tanninen, die noch jugendliche Spannung zeigen, aber wunderschön eingebunden sind. Die Aromatik ist herb und tiefgründig – Graphit, feine Bitternoten, dunkle Kirschen und schwarze Beeren – und im Kern zugleich süß, warm und verführerisch. Die Mineralität trägt den Wein weit in den langen, würzigen Abgang, der die typische Kühle und Noblesse dieser Lage zum Ausdruck bringt. Trotz seiner Konzentration wirkt dieser Barolo nie schwer. Er besitzt eine tänzelnde Eleganz, die an die besten Weine der nördlichen Gemeinde Verduno erinnert: klar, duftig, subtil, mit einer fast burgundischen Leichtigkeit, getragen von klassischen Nebbiolo-Tanninen, die Struktur geben, ohne zu dominieren. 2020 war ein außergewöhnlich warmes Jahr – mit Temperaturen, die in die Nähe der heißen Jahrgänge 2003 und 2017 kamen. Und doch zeigt sich der Jahrgang völlig anders: keine Hitzerekorde, kein Wasserstress, stattdessen perfekte Reifung und aromatische Klarheit. Das Ergebnis: ein Barolo von erstaunlicher Balance, Frische und Tiefgründigkeit. Bereits heute zeigt dieser Wein große Klasse, doch seine wahre Größe wird sich erst noch entfalten. Ein Barolo, der die berühmte Eleganz von Monvigliero vollkommen widerspiegelt: vielschichtig, straff, nobel. Kurz: ein Wein, auf den wir uns freuen dürfen.