Porello
„Mommiano“ DOC Barbera d’Alba, rosso 2024

Das Piemont wird hin und wieder völlig zu Unrecht auf seine (manchmal akademischen) Spitzenweine, Nebbiolo aus Barolo und Barbaresco reduziert. Wir kennen und lieben diese Region (jede Reise dorthin ist ein Erlebnis!) vor allem auch ihrer bodenständige und tief verankerten Esskultur wegen, in der Wein ein unverzichtbares Nahrungsmittel ist. Historisch gesehen war es nie der Nebbiolo aus Barolo oder Barbaresco, der die harte Arbeit in den Weinbergen begleitete, der täglich auf dem Tisch der Winzerfamilien oder der Gaststuben stand, sondern Barbera – die wahre Rebsorte des Volkes, zu Recht bis heute geliebt für ihre saftige Säure und trinkfreudige Kraft. Unserer Meinung zu Unrecht im Schatten der großen komplexen Nebbioli, denn manchmal will man einfach nur (ganz unakademisch, dafür umso hedonistischer) Spaß, der weder platt ist, noch langweilt, sondern lange währt.

Marco Porello ehrt diese Tradition mit besonderer Hingabe. Der Winzer ist ein Weinbergs-Fanatiker, dort verbringt er die meiste Zeit, ist selten irgendwo anders zu finden. Und er liebt all seine Rebsorten und bringt sie zur Geltung. Unser Glück bei seinem „Mommiano“! Marco Porello liefert keinen simplen Zechwein, sondern einen (pardon!) Knaller-Barbera, der beweist, wie viel Charakter in dieser Rebsorte steckt, ohne auch nur eine Sekunde lang besagten hedonistischen Spaßfaktor zu verlieren. Die Trauben für diesen Barbera stammen von Weinbergen in Canale in der DOCG Roero, sie sind nach Südwesten ausgerichtet und wachsen auf sandigen Kalkstein-Böden mit einem hohen Lehmanteil. Die Beeren werden nach der Pressung entrappt, sieben bis zehn Tage auf der Maische vergoren und im Edelstahl- und Betontanks ausgebaut.
Marco Porello scheint damit alles richtig zu machen, denn der Jahrgang 2024 fängt die klassische ursprüngliche Energie des Barbera präzise ein und zeigt sich mit würzigen und fruchtigen Aromen: Da sind rote Beeren, Sauerkirsche und Veilchen, dazu ein angenehmer Gruß von Lakritze, Wacholder und Pfeffer, am Gaumen schiebt das extrem gut an, die Säure packt zu, die Aromen spülen saftig über den Gaumen und es bleibt ein schöner leichter Nachhall von Tanninwürze. Ein rundum samtiges Mundgefühl. Das begeistert und fesselt: einfach ein Piemonteser Klassiker zum hervorragenden Preis-Genuss-Verhältnis. Leicht gekühlt trinken wir das auf der Terrasse oder legen Wildbratwürste auf den Grill.