
FR-BIO-01

Cèdre
„Château du Cèdre – Extra Libre“ (12 Mois) Cahors, rouge
2023
Ein im besten Sinne freigelassener Cahors – himmlisch!
Um Weine zu machen, ohne Substanzen jedweder Art hinzuzufügen, muss ein Winzer mit einer Präzision arbeiten, die schon fast übermenschlich wirkt. Alle Sensoren, die unserer Spezies zur Verfügung stehen, müssen sich auf das Geschehen in Weinberg und Keller ausrichten; oft blitzschnell ist zu reagieren auf die Diskretesten der Vorgänge. Die Brüder Pascal und Jean-Marc Verhaeghe von Château du Cèdre haben tatsächlich alles so gut im Griff, dass sie das Abbild ihrer formidablen Böden, einen wahren Schatz an Aromen in voller Lebendigkeit in die Flasche bringen können. Schwefelzugabe fixiert den Wein, verweigert ihm nach ihrer Ansicht ein Eigenleben. Ihnen ist diese Maßnahme so zuwider, dass sie im Namen „Château du Cèdre – Extra Libre“ mit Stolz auf das Weglassen hinweisen. Ihr Cahors darf frei sein. Sie können sich sicher sein, dass er nicht „entgleist“. Von den Hügeln bei Bru, mit verwittertem Kalkgeröll und den Terrassen am Lot (Kiesel, eisenhaltiger Sand und Lehm in der Tiefe) kommen ihre Trauben des Malbec. Die haben dort in idealem Klima heranwachsen können: In gleicher Entfernung zu Atlantik, Pyrenäen und Mittelmeer bleibt es bis Juni ozeanisch, wird aber nur von Juli bis August richtig warm. Im September kühlen Winde so schön, dass die Lese (selbstverständlich von Hand!) ohne Schäden an den Früchten ablaufen kann. In den Weinbergen der Verhaeghes geht es wunderbar lebendig zu. Seit 1992 arbeiten sie an dem, was trocken-bürokratisch „biologische Anbaumethoden“ genannt wird (schließlich seit 2012 haben sie auch ein Bio-Siegel). Drei Wochen hat der Wein auf der Maische verbracht. Für die Spontangärung greifen die Winzer seit langem auf eine Methode zurück, die ihnen vollkommene Kontrolle gewährt, ohne je als Eingriff gelten zu können: Vorab wird ein kleiner Teil der Maische (der Rest schläft gut gekühlt) zur Gärung gebracht. Erst wenn die gewünschten Hefen sich durchgesetzt haben und voll im Leben stehen, wird dieser „Vorteig“ an die restliche Maische gegeben und es geht richtig los. Alle Fehlnoten und -entwicklungen sind damit ausgeschlossen ohne „Mittelchen“. Bravo! In 500-Liter-Fässern reift der „Extra Libre“ auf der Feinhefe, bevor er ganz unfiltriert endlich zu uns darf.
Fein pigmentiert, verführerisch-dunkel, rot-violett gibt der Châteaux du Cèdre bei Bewegung im Glas ein Leuchten frei und seine Würznoten (geröstete Maroni, Fichtennadeln, Teer, Erde, Leder, Rose, Kakao, Champignons, Haferflocken, Zeder, Kaffee, Lakritze, Salbei, Bohnenkraut) erfüllen den ganzen Raum. Erst mit Luftkontakt entzückt unsere Nase ein köstlicher Dialog von dunklen und hellroten Früchten (schwarze und rote Kirschen, Brombeere, Himbeere, Cassis, Erdbeere, Pflaumenmus, Heidelbeere). Seine kräftige, aber gut bemessene Säure scheint am Gaumen diesen Dialog anheizen zu wollen, während das berüchtigte Malbec-Tannin einiges an Zungenbewegung braucht, um in Fahrt zu kommen. Dieser Cahors will sich bewegen, in Bewegung gehalten werden. Seine Helligkeit reicht so bis weit in den Abgang hinein, ohne je „geschoben“ zu wirken. Diesen Prototypen eines „Freigelassenen“ wollen wir gerne jeden Tag in unsere Gläser geben. Himmlisch!
Ganz sicher ab sofort bis mindestens 2033+.
Bru
46700 Vire/Lot
FRANCE
Pascal und Jules Verhaeghes „Extra Libre – Le Cèdre“ ist der ungeschwefelte, herrlich wilde, dabei enorm elegante „grand vin“ des Hauses.