Saint Cosme
Côtes-du-Rhône, rouge 2024

Gleich der Einstiegstropfen in das rote Weiuniversum von Louis Barruol ist ein kleines kosmisches Wunder. Der Côtes-du-Rhône von Saint Cosme erinnert schon beim Einschenken und der ersten Betrachtung an eine Quantensingularität, landläufiger bekannt als „schwarzes Loch“. Im Glas scheint dieser Wein tatsächlich das Umgebungslicht zu absorbieren so tiefdunkel und blickdicht, wie er ist. Die teils über 60 Jahre alten Reben für dieses galaktische Weinereignis stammen aus von Alpenwinden gekühlten Parzellen in Vinsobres und Châteauneuf an der südlichen Rhône, aus bis zu 400 Metern hoch gelegenen Weingärten. Bei der Pflege der Weinberge wird auf synthetische Stoffe komplett verzichtet und ständiges Umpflügen und dynamische Pflege der Böden sind Routine. Die so gehegten Böden sind perfekt für die Syrah-Traube, die hier ausschließlich in die Flasche kommt. Der kalkhaltige Sand sorgt für die Herausbildung von Finesse und Mineralität, der rote Lehm gibt Tiefe, Power und Intensität. Das Klima 2024 war voller Kontraste mit warmen Tagen und kühlen Nächten. Das ermöglichte ein langes Vegetationsfenster mit später Lese. Nach der konzentrierten Handlese wurden die prallen Trauben nur teilweise entrappt, dann spontan vergoren. Der Most kam danach ohne Holzkontakt zum Ausbau in den Edelstahl, um die Frische zu erhalten. Abgefüllt wird ungeschönt und unfiltriert.

In dem tiefen Schwarzrot des Weins kann man sich schon allein optisch völlig, ein Schwenken des Glases offenbart ein ganzes Sonnensystem von Aromen, mit einer dunklen Materie aus Mineralität, Früchten, Waldtönen und Kräutern. Da finden wir zum Beispiel Eukalyptus, Cranberry, Holzmulch, feuchtes Laub, Brokkoli-Sprossen und exotisches Pandanblatt. Dazu ein Potpourri von Beeren, Brom-, Maul-, Heidel- und Himbeere zusammen mit einem bunten Gewürzregal mit Ras el-Hanout, Muskatblüte, Zimt, Süßholz und Lakritz. Am Gaumen ist das nicht minder beeindruckend. Ein wahrer Raketenstart von Aromen, der alles widerspiegelt, was die Nase schon versprochen hat. Wieder einmal wird klar, dass ein fantastischer Wein nicht zwingend mit hohen Investitionen einher gehen muss. Mit diesem Côtes-du-Rhône ist ein fast extraterrestrisches Weinerlebnis in der Zehn-Euro-Klasse möglich. Der Wein stellt sich im Foodpairing gerne Gegnern mit Substanz wie marokkanischen Tajines, scharfen indischen Currys oder Lachs im Lakritzlack. Aber auch solistisch ganz wunderbar, wenn man in einer klaren Winternacht einfach in die Sterne schaut.