Fondrèche
„Mas Fondrèche“ Ventoux, rouge 2024

Die Reben Sébastien Vincentis am Mont Ventoux mögen sich zwar gegen die dortigen Winde zu stemmen gehabt haben, ihr Interesse aber richtete sich freilich völlig auf die üppige Sonne. Der sich selbst als undogmatisch bezeichnende Biodynamiker Vincenti hat früh erkannt, dass seine Reben dort gesunde Nachbarn brauchen. Somit tilgt er niemals blindwütig die unzähligen Kräuter und Sträucher, die Schädlinge vergraulen helfen. Der steinige und viel Feuerstein enthaltende Boden, der durch große Temperaturunterschiede von Tag zu Nacht stetiger Erosion ausgesetzt ist, wird auch von diesen Rebnachbarn vortrefflich gehalten. Der Grenache, der Syrah und der Cinsault (60 %, 20 %, 20 %) die sich in unserem „Mas Fondrèche“ finden, können also ganz unbeschwert wachsen und gelassen den schwitzenden Radsportenthusiasten hinterherschauen, die sich während der Saison auf ihren Berg quälen.

Im Glas dann die helle Freude: durch das granatrote Dunkel funkelt es schon bei geringster Bewegung; Violett und Bräune halten sich schön zurück. Die schonende Handlese in den Morgenstunden, die Verwendung eines Beton-Cuve (Ausbau für neun Monate) und die Verweigerung einer Schwefelgabe während der Vinifikation (erst bei der Abfüllung gibt es ein Quentchen davon) haben diesen AOC Ventoux alle Lebendigkeit, all sein Licht bewahren lassen. Das Frucht- und Würze-Spektakel kann beginnen: rotes und schwarzes Obst (Granatapfel, Erdbeere Kirsche, Pflaume, Himbeere, Olive, rote Johannisbeere) tobt, Spezereien, Waldiges und Gestein murmeln (Holzkohlenrauch, nasse Kiesel, Gestrüpp, Kaffee, Tomatenlaub, Nelke, Zeder, Teer, Leder, Kakao, Tabak, Oregano, Pfeffer, Zimt, Fenchel, Wacholder); aber alles immer im Licht. Die direkten und agilen Tannine werden von einer magischen Süße-Säure-Balance von aller Aggressivität befreit. Es entsteht der Eindruck von Leichtigkeit, die aber niemals unterkomplexe Züge annimmt. Süden, in aller Herrlichkeit im Glas: Was will man mehr?