Clos du Caillou
„Le Caillou“ Côtes-du-Rhône, rosé 2024

Von wegen Einheitsstil: Rosé, komplex und körperreich

Der Erfolg von – insbesondere südfranzösischen – Roséweinen liegt in ihrer frischen, einfachen und trinkigen Art: Jeder, so scheint es, kann (und darf) sie genießen. Jahrgangstabellen, Informationen über die Vinifikation oder gar komplizierte Karten einzelner Lagen sind überflüssig. Es bedeutet aber auch, dass komplexe, körperreiche, womöglich sogar lagerfähige Rosés wie dieser Le Caillou klar in der Minderheit sind. Wie gut, dass Unterschiede in Böden und Anbau, Trauben und Traditionen gerade im Süden Frankreichs zu einer enormen Vielfalt an spannenden Stilrichtungen führen. Und dass auch ein Rosé an den Stellschrauben alte Rebstöcke, geringe Erträge, Verschnitt verschiedener Erntedaten, spontane Gärung, Einsatz von Eichenholz oder längere Reifung auf der Hefe drehen darf. Entscheidend ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen reifer Frucht und frischer Säure, was Clos du Caillous herrlich geschmeidigen Rosé von 2024 zu einem Genuss für alle Sinne macht. Sein verführerisch intensives, fast parfümiertes Bouquet ist so anregend wie einladend und offenbart zunächst Aromen von auf den Punkt perfekt gereiften Birnen, etwas Melone (Sorte „piel de sapo“), dann erst von roten Früchten, vor allem Johannisbeeren und Walderdbeeren. Ein olfaktorisches Erlebnis, das uns in Erinnerungen schwelgen lässt, denn diese fruchtigen Noten beschwören durchaus Kindheit, unbeschwerte Sommer und das „Steckerleis“ von damals herauf – Schöllers „Pinocchio“ plus „Dolomiti“ und ein Hauch „Grünofant“: Birne, Zitrone, Erdbeer bzw. Zitrone, Himbeere und Waldmeister (hier vor allem die Vanille-Komponente), dazu etwas Aprikose und ein Spritzer Grapefruit. Am Gaumen eine angenehm seidige Textur, mehr von der Birne und eine Fülle saftiger Beerenfrucht, etwas Weinbergpfirsich und Argrumen. Der lange Nachhall dieses Aromenfeuerwerks lässt uns dankbar zurück; dankbar dafür, dass südfranzösische Rosés – jenseits von jeglicher Nostalgie – Frische und „Trinkigkeit“ auch mit Körper, Substanz, einem gerüttelt Maß an Fruchtfülle und animierender Säure „hinbekommen“!

Ab sofort und bis 2027.