Chainchon
„Valmy Dubourdieu-Lange“ Castillon - Côtes de Bordeaux rouge 2020

Fantastisches Bordeaux-Feuerwerk von der „rive droite“

Hier dürfen die Routiniers unter Erésués Reben zeigen, was sie draufhaben. Zu Ehren seines Urgroßvaters hat Patrick aus Trauben einer drei Hektar großen Lage dieses Monument von einem „rive droite“ geschaffen. Um die 50 Jahre alte Merlot-Weinstöcke dürfen sich sprichwörtlich an allem laben, was diese AOC Castillon – Côte de Bordeaux ausmacht: die teils sandigen Kalklehmböden und das gesegnete Klima. Mit Umstellung auf biologischen Anbau bekamen die Pflanzen recht rasch gute Gesellschaft, die ihnen entweder die Schädlinge fernhielt oder diese auf sich zog. Die Böden, wenn lebendig gehalten, ermöglichen Feuchteerhalt, lassen den Überfluss aber in die nahe Dordogne ab. Wenn dann diese Trauben (Erésué hat die Ertragsreduktion nicht nur der Natur überlassen. Er dünnte vor der Lese schon mehrfach aus. Ergebnis: nur 30hl/ha) aus dem Weinberg kommen dürfen sie an sich dann Meisterhände spüren. Während 25 bis 30 Tagen auf der Maische (Spontangärung selbstverständlich) wird genau die Dosis Sauerstoff zugeführt, die Aromen schont (Back- oder Trockenobstnoten liegen an der Wahrnehmungsgrenze) aber den Tanninen ihre Schärfe austreibt. So sind Patricks Weine allesamt schon sehr jung ein richtiges Vergnügen (vorausgesetzt wir dekantieren sie, wie er empfiehlt). Dann schließt sich Reifung an, die man ohne Übertreibung als ausgeklügelt bezeichnen kann: Nach zwölf Monaten in zu einem Drittel erneuerten Barriques wird in weitere gebrauchte Fässer umgefüllt (dort bleibt der Wein weitere sechs Monate). Weitere Flaschenreife beschert uns dann diese Köstlichkeit.

Die Trübung (Erésué filtriert nicht!) ist äußerst dezent. Reifebräune durchzieht einen wunderschönen, fast undurchsichtig-granatroten Wein und wir lechzen. Der Dialog der Aromen startet schon beim Dekantieren. Fast balsamische Würze (Veilchenpastille, Zeder, Piment, Weihrauch, Bleistiftspäne, Kaffee, Kakao, Holzkohle, Heu, Salbei, Minze, Fenchel, Lorbeer) und erstaunlich frische Frucht (bei all’ dem Dunkel!) kommen recht direkt an die Nase: Himbeere, Pflaume, Kirsche, Cassis, Granatapfel, Brombeere können sich wunderbar behaupten. In der von Patrick geschaffenen Balance von Säure, Alkoholwärme (15,5 Vol.-%!) und Süße werden die Tannine dieses „Valmy Dubourdieu-Lange“ von 2020 richtig zum Feuerwerk – aber nichts blendet! Selten hat man einen so schönen Einklang am Gaumen – und noch seltener hat man so lange etwas davon. Fantastisch!

Ab sofort bis mindestens 2038+.